Dtsch Med Wochenschr 1912; 38(3): 119-122
DOI: 10.1055/s-0029-1189243
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Weitere Erfahrungen über serologische Diagnostik, Verlauf und Behandlung des Karzinoms2) (Schluß aus No. 2.)

A. Pinkuss
  • Aus dem Hydrotherapeutischen Institut der Universität (Leiter: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Brieger und dem Elisabeth-Krankenhaus (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Rinne) in Berlin
2) Vortrag in der Freien Vereinigung der Chirurgen Berlins am 13. November 1911.
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Publication Date:
13 June 2009 (online)

Weitere Erfahrungen über serologische Diagnostik, Verlauf und Behandlung des Karzinoms1)

Zusammenfassung

Keine der bisher zur Verfügung stehenden serologischen Untersuchungsniethoden ermöglicht ohne gewisse Einschränkungen die Diagnose des Karzinoms.

Die Antitrypsinreaktion gewährt in demselben Maße wie die Meiostagminreaktion nur unter Berücksichtigung des klinischen Bildes eine gewisse Unterstützung für die Diagnose des Krebses. Die Antitrypsinreaktion ist für die Prognose nach radikalen Krebsoperationen bzw. für die rechtzeitige Vornahme von Rezidiveoperationen von großer Bedeutung.

Rezidivoperationen sind nur dann zweckmäßig, wenn es sich um im primären Operationsgebiet aufgetretene Rezidive handelt; bei vom primären Ort weiter entfernt aufgetretenen Metastasen soll man zumeist von operativen Maßnahmen absehen.

Die Schwangerschaft übt einen besonders ungünstigen Einfluß auf die karzinomatösen Erkrankungen der Generationsorgane aus.

Eine Radikalheilung des Karzinoms verspricht allein dessen rechtzeitig vorgenommene operative Entfernung. Nichtoperative Heilversuche dürfen nur bei inoperablen Krebserkrankungen gemacht werden. Im Gegensatz zu den günstigen Resultaten der experimentellen Forschung bei Tieren hat die Behandlung mit der aktiven Immunisierungsmethode beim Manschen bis jetzt ein negatives Resultat ergeben. Auch andere bei Tierversuchen erfolgreich vorgenommenen Behandlungsmethoden, wie die mit Pyozyanase, Adrenalin, haben versagt, desgleichen die Anwendung von Thymusextrakt und Antituman.

Nachtrag: Bei einem inzwischen im Krankenhause beobachteten Erkrankungsfalle hat sich die Antitrypsinreaktion in eklatanter Weise für die Diagnosenstellung bewährt.

Die 56jährige Frau B. mit relativ gutem Ernährungszutsand erkrankte vor mehreren Wochen an linkseitigen Ischiasschmerzen. Symptome irgendeiner anderen Organerkrankung nicht vorhanden, sonstiges Befinden gut. Erhöhter Antitripsintiter.

In der Gegend der Articulatio sacro-iliaca sinistra wurde am hinteren oberen Rand des Darmbeins eine Auftreibung des Knochens festgestellt, ohne daß ein besonders umschriebener Tumor sich markierte. Wegen der starken Ischiasschmerzen wurde ein operativer Eingriff für angebracht gehalten. Bei der Abmeißelung machte diese Auftreibung den Eindruck normalen Knochengewebes. Die histologische Untersuchung ergab aber das deutliche Bild eines osteoblastischen Karzinoms. Es handelt sich hier also um die Metastase eines irgendwo im Körper befindlichen okkulten Karzinoms, auf dessen Existenz die Antitrypsinreaktion hingewiesen hat.

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