Dtsch Med Wochenschr 1912; 38(7): 305-308
DOI: 10.1055/s-0029-1189297
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Beziehungen zwischen natürlicher Immunität und spezifischen Serumstoffen

G. Seiffert
  • Aus der Medizinischen Abteilung (Abteilungsvorsteher: Dr. A. Meyer) des Hygienischen Instituts in Bremen (mit der Oberleitung beauftragt: Ober-Med.-Rat Prof. Dr. Tjaden)
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Im Serum finden sieh Stoffe thermostabiler Natur, die auf Bakterien spezifische, wachstumsbeeinflussende Wirkungen ausüben. Diese Serumkörper stehen, wie Versuche bei einer größeren Zahl von Infektionskrankheiten ergeben, in Beziehungen zur natürlichen Immunität der Art und des Individuums. Diese Beziehungen können aber nicht für alle Krankheiten in ein einheitliches Schema gebracht werden. Es hat sich gezeigt, daß für zwei Gruppen von Krankheiten ein entgegengesetztes Verhalten zwischen Serumstruktur und Empfänglichkeit angenommen werden muß. Bei den Krankheiten, deren Erreger leicht Endotoxine bilden können, ist Bakterizidie oder Entwicklungshemmung des inaktiven Serums ein Ausdruck für Empfänglichkeit, ungehemmtes Wachstum im inaktiven Serum ein Ausdruck der Immunität. Bei Infektionen, die septikämischer Natur sind und bei denen die Bakterien zu schrankenloser Vermehrung im Innern der infizierten Individuen kommen können, spricht ungehemmtes Wachstum im inaktiven Serum für Empfänglichkeit, Bakterizidie oder Hemmung des inaktivierten Serums für völlige oder relative Immunität seines Besitzers. Ob den Toxikosen ein besonders Verhalten zukommt, kann nach den Befunden bei Diphtherie angenommen, aber nicht als bewiesen hingestellt werden.

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