Dtsch Med Wochenschr 1912; 38(32): 1490-1494
DOI: 10.1055/s-0029-1189710
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber Typhusverbreitung

OberarztG. Brückner - kommandiert zum Reichskommissar für die Typhusbekämpfung in Saarbrücken
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

  1. Die Kochsche Lehre, daß der Bazillen ausscheidende Mensch (Kranker oder Bazillenträger) die alleinige Quelle des Typhus ist, erhält durch die Zusammenstellung der Epidemiegruppen vollste Bestätigung.

  2. Bei der Weiterverbreitung des Typhus ist das Charakteristische Unsauberkeit und Schmutz in der Umgebung Typhuskranker und Bazillenträger.

  3. Hierdurch wird aber nicht nur die nähere Umgebung Typhuskranker gefährdet, sondern auch weitere Kreise kommen in Gefahr der Ansteckung, besonders dann, wenn die Typhuskeime in einem Nahrungsmittelbetrieb Verbreitung finden. Da die von Lebensmittelbetrieben ausgehenden Infektionen die größte Bedeutung für die Typhusverbreitung haben, kann der Typhus geradezu als eine Lebensmittel-Infektionskrankheit bezeichnet werden.

  4. Die Kontaktinfektion, sofern unter Kontakt die Ansteckung durch direkte Berührung von Person zu Person verstanden wird, spielt in der Verbreitung des Typhus nicht die entscheidende Rolle. Die zu weit gehende Anwendung des sog. „indirekten Kontaktes” aber ist der Erkenntnis der Typhusverbreitung nicht förderlich, da besonders die Verquickung von indirektem und direktem Kontakt zu Unklarheiten und falschen Schlußfolgerungen in Theorie und Praxis führt.

  5. Vernichtung des Krankheitskeimes in Stuhl und Urin durch gründliche Desinfektion bleibt der oberste Grundsatz der Bekämpfung des Typhus, unterstützt durch Hebung des Reinlichkeitssinnes, durch Verbesserung allgemeiner hygienischer Mißstände und besonders durch strenge Kontrolle aller Nahrungsmittelbetriebe. Die Quelle aller Typhusentstehung zum Versiegen zu bringen, wird freilich erst möglich sein, wenn ein Mittel zur Heilung der Bazillenträger gefunden sein wird.

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