Dtsch Med Wochenschr 1912; 38(37): 1723-1727
DOI: 10.1055/s-0029-1189797
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Rolle der gesunden und der kranken Niere bei der Kochsalzausscheidung4)

 Borchardt
  • Aus der Medizinischen Klinik der Universität in Königsberg. (Direktor: Geheimrat Lichtheim.)
4) Nach einem in der Biologischen Sektion der Physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg am 22. Februar 1912 gehaltenen Vortrag.
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Im Gegensatz zu den meisten harnfähigen Substanzen wird Kochsalz durch Filtration in den Glomeruli ausgeschieden und durch Wasserresorption in den Tubuli konzentriert; daneben wird nach Frey ein geringer Anteil des Kochsalzes im Austausch gegen sezernierten Stoff rückresorbiert. Eine erhebliche Rückresorption von Kochsalz findet bei tubulären Nierenschädigungen statt, indem hier an die Stelle der vitalen Rückresorption von Wasser eine Rückresorption von Glomerulusfiltrat, von provisorischem Harn tritt, sodaß es zu einer Kochsalzkonzentrierung überhaupt nicht kommen kann. Auch bei glomerulären Nierenschädigungen kommt es im akuten Stadium in der Regel zur Chlorretention, die durch eine verminderte Filtration von provisorischem Harn in den Glomeruli zu erklären ist. Diese Kochsalzretention geht aber meist rasch vorüber. Bei leichteren oder chronischen Glomerulusschädigungen ist die Kochsalzausscheidung intakt, und das vorher retinierte Kochsalz kann dann wieder ausgeschwemmt werden. Normale Kochsalzausscheidung spricht stets gegen eine schwere Erkrankung der Nierenepithelien. Die Kochsalzretention ist einer der Faktoren, aber nicht der einzige, der zur Entstehung nephritischer Oedeme führt.

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