Dtsch Med Wochenschr 1914; 40(12): 579-582
DOI: 10.1055/s-0029-1190267
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Tuberkulose und Goldkantharidin, - mit besonderer Berücksichtigung der Kehlkopftuberkulose

Gustav Spiess, Adolf Feldt in Frankfurt a. M.
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

Das Goldkantharidin ist ein die Tuberkulose spezifisch angreifendes Mittel, von dessen intensiver Heilwirkung bei Kehlkopftuberkulose wir uns in einjähriger klinischer Beobachtung überzeugt haben. Der nächsten Zukunft ist es vorbehalten, für die verschiedenen Grade der Ausbreitung und die verschiedenen Organlokalisationen dieser Krankheit den besten Modus der Dosierung und der Häufigkeit der Injektionen nach Ueberlegung und Erfahrung festzustellen. Außerdem hat das Mittel in den angegebenen Dosen seine Unschädlichkeit bewiesen und berechtigt also zu ausgedehnter Nachprüfung.

Die Theorien und Hypothesen, insbesondere unser Deutungsversuch der Wirkung des Goldkantharidins auf das tuberkulöse Granulationsgewebe werden in der ausführlichen Publikation, die in Brauers Beitr. z. Klin. d. Tbc. erscheint, mitgeteilt werden.

Das Präparat wird zurzeit von einigen Klinikern bei Lungen-, chirurgischer, gynäkologischer und infantiler Tuberkulose sowie bei Lupus und Lepra nachgeprüft. Ehe diese Untersuchungen nicht zu einem gewissen Abschluß gelangt sind und die therapeutische Verwertbarkeit des Mittels in einwandfreier Weise erbracht haben, ist das Mittel im Handel nicht erhältlich.

Schließlich möchten wir an dieser Stelle noch ausdrücklich betonen, daß es im Interesse einer wissenschaftlichen Forschung liegt, wenn Mitteilungen und Ergebnisse über eine neue Therapie ausschließlich in der Fachpresse und nicht in Tageszeitungen, wie dies leider auch dieses Mal wieder geschehen ist, besprochen werden, damit beim Publikum nicht Hoffnungen erweckt werden, von denen man nicht sagen kann, daß sie sich auch auf Grund ausgedehnter klinischer Versuche seinerzeit wirklich erfüllen.

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