Z Gastroenterol 2009; 47 - P5_29
DOI: 10.1055/s-0029-1191991

Klinischer Langzeitverlauf (30 Jahre Follow-up) der chronischen HCV Genotyp 1b-Infektion nach Anti-D-Immunprophylaxe

V Weich 1, W Güthoff 2, C John 3, M Wiese 4, T Berg 1
  • 1Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie; Charité – Campus Virchow Klinikum
  • 2Ernst von Bergmann Klinikum, Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie, Potsdam
  • 3Gastroenterologische Praxis Berlin
  • 4II. Klinik für Innere Medizin, Städtisches Klinikum St. Georg

Hintergrund:

Im Rahmen der Anti-D-Prophylaxe erhielten 1978/79 in Ostdeutschland 2867 Frauen mit Hepatitis C-Viren (HCV Genotyp 1b) kontaminierte Immunglobuline. Eine Multizenterstudie konnte belegen, dass nach 25 Jahren noch 46% der etwa 2000 untersuchten Patientinnen eine nachweisbare Virämie hatten. Bisher zeigte sich in dieser Patientengruppe ein milder Verlauf der Erkrankung mit geringer Progression der Fibrose und Zirrhoseentwicklung. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Langzeitverlauf (>25 Jahre) der Erkrankung bei Patienten zu erheben, die in Berlin und Postsdam betreut wurden.

Patienten und Methoden:

Alle Patientinnen mit Z.n HCV-kontaminierter anti-D-Prophylaxe und persistierender Virämie, die in 3 Zentren in Berlin und Potsdam betreut werden, wurden untersucht (n=59). Bei allen Patientinnen erfolgte eine Bestimmung der HCV RNA, Transaminasen, Leberfunktionsparameter, Sonografie sowie eine Biopsie (n=33) und Fibroscan (n=21).

Ergebnisse:

Von den 59 Patientinnen mit chronischer HCV-Infektion hatten 27 Patientinnen (52%) subjektive Beschwerden (chronische Müdigkeit [67%], Arthralgien [22%], Oberbauchdruck [22%]) und 50% persistierend erhöhte Transaminasen während der vergangenen 5 Jahre. Eine Zirrhose konnte bei 8 Patientinnen (13%) sonographisch oder histologisch nachgewiesen werden (n=2 mit chronischem Alkoholkonsum). Eine Fibroscan- Untersuchung ist bisher bei 21 Frauen durchgeführt worden mit einem durchschnittlichen Elastizitätswert von 9.43 kPa [3.2–32.4 kPa ].

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse der Berlin-Postsdamer Subgruppe der Patientinnen nach HCV-kontmainierter anti-D-Prophylaxe mit persistierender Virämie sprechen dafür, dass mit zunehmender Dauer der Infektion eine exponentielle Fibroseprogression zu verzeichnen ist. Ca. 30 Jahre nach anti-D Gabe haben 13% eine Zirrhose entwickelt und mittels Firoscan zeigt sich im Mittel ein F2 Äquivalent.