Dtsch Med Wochenschr 1920; 46(43): 1192-1193
DOI: 10.1055/s-0029-1192971
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Das Blutbild bei Störungen des vegetativen Nervensystems und seine pharmakologische Beeinflussung

Paul Schenk - Assistent der Klinik
  • Aus der Medizinischen Klinik der Universität in Breslau. (Direktor: Geh.-Rat Minkowski.)
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Publication Date:
14 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei Individuen mit Störung des vegetativen Nervensystems und Ueberwiegen des Tonus im autonomen System findet man häufig eine sowohl relativ als absolut hohe Lymphozytenzahl und des öfteren eine geringgradige Eosinophilie, während dem erhöhten Sympathikustonus kein charakteristisches Blutbild entspricht. Steigerung des Tonus im autonomen System durch subkutane Pilokarpininjektionen bringt oft eine geringgradige, vorübergehende Lymphozytose mit sich, jedoch läßt sich keine Zunahme der Eosinophilen feststellen. Starke Veränderungen sin der Zusammensetzung des Blutbildes, bringt jedoch die experimentelle Erhöhung des Sympathikustonus durch Adrenalininjektionen bei Menschen mit erhöhter Reizbarkeit des Sympathikus hervor. Im Verlauf der ersten halben Stunde post injectionem steigt die absolute Zahl der weißen Blutkörperchen im peripherischen Kreislauf infolge starker Zunahme der Lymphozyten auf mehr als das Doppelte, um dann unter allmählicher relativer und absoluter Zunahme der neutrophilen Polynukleären und Verschwinden der Lymphozyten während der nächsten Stunden wieder zur Norm zurückzukehren. Die eosinophilen Zellen zeigen keine die physiologischen Schwankungen deutlich überschreitenden Zahlenveränderungen. Insbesondere fehlt beim Menschen stets die von verschiedenen Autoren bei Tieren gefundene Hyp- oder Aneosinophilie. Weder Pilokarpin und Adrenalin, noch die durch sie unter Vermittelung des vegetativen Nervensystems hervorgerufene vermehrte Hormonbildung haben einen einwandfrei feststellbaren Einfluß auf die Zahl der eosinophilen Zellen im peripherischen Blutkreislauf.

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