Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2009; 44(2): 110-117
DOI: 10.1055/s-0029-1202643
Fachwissen
Topthema: Anästhesie in der Gefäßchirurgie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Anästhesiologisches Management bei endovaskulärer Rekonstruktion

Anaesthetic considerations in endovascular repair of aortic aneurysmsJörn Leiendecker, Markus Siggelkow, Thomas Jahnke, Berthold Bein
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. Februar 2009 (online)

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Zusammenfassung

Mit der rasanten Entwicklung von endovaskulären Techniken haben sich auch die Ansprüche an die anästhesiologische Betreuung verändert. Die transfemorale Implantation von ummantelten Stentprothesen in die Aorta kardiopulmonal meist schwer vorerkrankter Patienten stellt eine besondere Herausforderung an das interdisziplinäre Team dar. So müssen unter Verwendung eines invasiven Monitorings wechselnde Blutdruckziele binnen kurzer Zeit erreicht werden und bei schwerwiegenden Komplikationen die sofortige Konversion zur offen–chirurgischen Technik möglich sein.

Abstract

With advancing developments of endovascular techniques, the demands on anaesthesiological management are increasing. The transfemoral implantation of coated endografts in the aorta of cardiopulmonal impaired patients is a particular challenge for the interdisciplinary team. Guided by invasive monitoring, changing blood–pressure targets have to be achieved and in case of serious complications conversion to open surgery must be available immediately.

Kernaussagen

  • Der Spontanverlauf von Aortenaneurysmen ist durch eine hohe Zahl von Rupturen mit hoher Letalität gekennzeichnet.

  • Ab einem Querdurchmesser von 5 cm ist eine Therapie des abdominellen, ab 6 cm des thorakalen Aortenaneurysmas indiziert.

  • Selbstentfaltende Stents verringern den Wanddruck im Aneurysma und verschließen das Entry bei Dissektionen.

  • Bei Stentversorgung entfällt der Bauchschnitt bzw. die Thorakotomie und Sternotomie, was zu weniger Blutverlust und kürzerem Krankenhausaufenthalt führt.

  • Anatomie, technische Machbarkeit sowie Komorbiditäten beeinflussen die Wahl des Verfahrens.

  • Laut aktueller Studienlage profitieren ältere Patienten von der initial niedrigen Morbidität und Mortalität der endovaskulären Versorgung.

  • Optimaler Eingriffsort sind Hybrid–OPs bestehend aus Operationssaal mit Herz–Lungen–Maschine und Angiografieeinheit.

  • Lokal–, Regional– und Allgemeinanästhesie sind zur Versorgung abdomineller Endoprothesen möglich. Thorakale Endoprothesen sollten in Allgemeinanästhesie eingesetzt werden.

  • Ein invasives Monitoring wie zur offenen Versorgung aortaler Aneurysmen ist erforderlich.

  • Die totale intravenöse Aufrechterhaltung der Allgemeinanästhesie vereinfacht bei diesen Eingriffen die Narkoseführung.

  • Neuere Verfahren zur kurzfristigen Blutdrucksenkung (wie die schnelle Kammerstimulation) bieten bei der Versorgung thorakaler Aneurysmen möglicherweise Vorteile.

  • Endoleak, Postimplantationssyndrom, Nierenversagen, spinale und zerebrale Ischämien sowie Aneurysmaruptur sind speziell durch das Verfahren bedingte Komplikationen.

Literatur

Dr. med. Jörn Leiendecker
Dr. med. Markus Siggelkow
PD Dr. med. Thomas Jahnke
PD Dr. med. Berthold Bein

eMail: leiendecker@anaesthesie.uni-kiel.de

eMail: Markus.Siggelkow@uksh-kiel.de

eMail: t.jahnke@rad.uni-kiel.de

eMail: bein@anaesthesie.uni-kiel.de