Pneumologie 2009; 63 - V113
DOI: 10.1055/s-0029-1213806

Stellenwert gramnegativer Bakterien als Erreger der CAP – Aktuelle Daten aus dem CAPNETZ

H von Baum 1, S Ewig 2, R Marre 1, N Suttorp 3, T Welte 4
  • 1Institut für Med. Mikrobiologie und Hygiene, Uniklinik Ulm
  • 2Thoraxzentrum Ruhrgebiet
  • 3Charité Berlin
  • 4Pneumologie, MH Hannover

Basierend auf den prospektiven Daten von 5130 Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie, die im CAPNETZ eingeschlossen wurden, haben wir Inzidenz, klinische Charakteristika und Verlauf beim Nachweis gramnegativer Bakterien in respiratorischen Materialien bzw. Blutkulturen analysiert.

Methodik: Aus allen respiratorischen Materialien erfolgte eine standardisierte mikrobiologische Diagnostik in den kooperierenden mikrobiologischen Labors der lokalen Studienzentren mit Grampräparat, quantitativem Erregernachweis mit Identifizierung bis auf Speziesebene und ggf. Resistogramm. Alle klinischen Daten der Patienten wurden in der CAPNETZ Datenbank hinterlegt und statistisch aufgearbeitet. Die Ergebnisse von Blutkulturen während der aktuellen CAP Episode wurden berücksichtigt.

Ergebnisse: 27 Patienten boten das Bild einer gramnegativen Sepsis mit Nachweis von Enterobakterien in der Blutkultur. Respiratorische Materialien konnten bei 41% der Patienten gewonnen werden. Bei stringenten Forderungen i.e. purulentes Material und Nachweis des gramnegativen Erregers als dominantes Pathogen mit einer minimalen Konzentration von 10h5 in Sputen bzw. 10h4 in BALs wurden nur bei sehr wenigen Patienten Enterobakterien (n=40) oder Pseudomonaden (n=19) als definitiver Pneumonieerreger identifiziert. Personen mit gramnegativer Sepsis waren in unserem Kollektiv ältere, häufig multimorbide Patienten, zu 1/3 Alten- bzw. Pflegeheimbewohner, mit hoher Letalität. Patienten mit Enterobakterien oder Pseudomonaden als definitivem Pneumonieerreger litten signifikant häufiger unter chronischen Atemwegserkrankungen und wiesen ebenfalls eine hohe Sterblichkeit auf.

Schlussfolgerung: Enterobakterien oder Pseudomonaden lassen sich nur selten als definitive Pneumonieerreger nachweisen. Betroffen sind ältere multimorbide Patienten mit gramnegativer Sepsis, die in 30% der Fälle aus Alten- und Pflegeheimen stammen sowie Risikopatienten z.B. mit COPD. Beide Patientengruppen weisen eine hohe Letalität auf.