Pneumologie 2009; 63 - P127
DOI: 10.1055/s-0029-1213844

Zur Beurteilung der Lungenfunktion im Alter: Brauchen wir neue Referenzwerte?

W Marek 1, L Marek 1, K Mückenhoff 2, P Degens 3, N Kotschy-Lang 4, HJ Smith 5, M Kohlhäufl 6
  • 1Institut Für Arbeitsphysiologie an der Augusta Kranken Anstalt
  • 2Institut für Physiologie, Ruhr Universität Bochum
  • 3Forschungsinstitut der gesetzlichen Unfallversicherungen
  • 4Berufsgenossenschaftlich Klinik für Berufskrankheiten Falkenstein
  • 5Cardinal Health
  • 6Klinik Schillerhöhe

Einleitung: Die anthropometrischen Daten der Bevölkerung haben sich in den letzten drei Jahrzehnten erheblich verändert und werfen erneut die Frage nach der Verwendbarkeit der weit verbreiteten Lungenfunktions-Referenzwerte der EGKS (ERJ, 1993) auf. Für ältere Probanden muss eine Extrapolation über den Geltungsbereich der Sollwertfunktionen durchgeführt werden, ein Verfahren, welches aus statistischen und medizinischen Gründen anfechtbar ist.

Methoden: Eine Lungenfunktionsprüfung mit Spirometrie und Fluss-Volumen-Kurve wurde an einem Kollektiv von 164 anamnestisch lungengesunden Männern im Alter von 20 bis 90 Jahren durchgeführt. Die Ergebnisse wurden mit den Messwerten von silikoseerkrankten Bergleuten verglichen.

Ergebnisse: Die Messwerte der ventilatorischen Lungenfunktion der jüngeren Probanden liegen über den Sollwerten der EGKS, während die der Älteren im Mittel leicht unter den extrapolierten Sollwerten der EGKS liegen. Der Trend in der Altersabhängigkeit spirometrischer Parameter (y) kann mit einer linearen Funktion, y=– m*Alter + n, beschrieben werden. Für die Einsekundenkapazität ergab sich die Funktion: FEV1=-0,046*Alter + 6,11; r=0,88. Die FEV1 lag für jüngere Männer (<40 Jahre) bei 108±9,9% des Sollwertes für ältere Probanden (>65 Jahre) bei 97,3±12,4%Soll. Die steilere Altersabhängigkeit wurde auch bei den übrigen untersuchten Parametern gefunden. Bezogen auf die Köpergröße ergaben sich keine signifikanten Abweichungen zu den EGKS-Referenzwerten.

Schlussfolgerungen: Die ermittelten Lungenfunktionsparameter verändern sich als Funktion des Alters stärker als in die EGKS-Studie beschrieben. Die alternativ diskutierten Referenzwerte der SAPALDIA-Studie, der NHANES- und zum Teil auch der LuftiBus-Studie liegen absolut höher, jedoch erfassen sie eine zu geringe Zahl an Messgrößen und decken den erforderlichen Altersbereich nicht ab. Daher ist eine multizentrische Studie zur Gewinnung neuer Sollwerte notwendig, um das gestellte Problem zu lösen.