Pneumologie 2009; 63 - P257
DOI: 10.1055/s-0029-1213860

Flockarbeiterlunge durch Polyamid-Faserstäube – ein Fallbericht

M Oldenburg 1, U Lepp 2, X Baur 1
  • 1Institut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin, Hamburg
  • 2Herz-Lungen-Praxis Stade

Einleitung: Eine fibrogene Wirkung von Kunststofffasern am Menschen wurde bislang nur unter Beschäftigten in der Flockindustrie mit berufsbedingter Exposition gegenüber Kunststoff-Flocken (aliphatischen Polyamiden) beschrieben. Dabei fand sich histologisch überwiegend eine unspezifische, nicht-granulomatöse, interstitielle Lungenfibrose, z.T. mit lymphozytärer Bronchiolitis obliterans und organisierender Pneumonie (BOOP).

Exposition: Es wird ein 56-jähriger Patient vorgestellt, der als Kunststoff-Formgeber seit 1974 beim Bohren und Sägen kunststoffhaltiger Werkstoffe im Flugzeugbau eine erhebliche Polyamid-Faserstaub-Belastung von mehr als 30mg/m3 gehabt hat.

Klinischer Verlauf: Ende 2004 entwickelte der Patient erstmalig produktiven Husten und zunehmende Belastungsdyspnoe. Im April 2005 wurden radiologisch „eine fortgeschrittene Lungenfibrose, Emphysemblasen und eine organisierende alveoläre Pneumonie“ nachgewiesen. Histologisch stellten sich eine nicht-granulomatöse, interstitielle Lungenfibrose, ein überwiegend lymphozytäres Zellinfiltrat sowie ein BOOP dar. Lungenfunktionsanalytisch zeigte sich eine ausgeprägte Diffusionsstörung (DL,CO 54% vom Soll-MW). Die VC betrug 104% vom Soll-MW. Unter hochdosierter Steroidtherapie wurde im August 2005 eine nahezu vollständige Rückbildung der floriden interstitiellen Lungengerüsterkrankung erreicht. Nach Reduktion der Cortisondosis entwickelte der Patient im weiteren Verlauf bei beruflich fortgesetzter, wenngleich geringer Kunststoffstaub-Belastung wiederholt rezidivierende Dyspnoe. Computertomographisch wurden dabei weiterhin Zeichen einer floriden interstitiellen Lungenerkrankung objektiviert, so dass Dosissteigerungen der Steroidtherapie indiziert waren.

Schlussfolgerung: Die klinischen sowie histopathologischen Befunde des an einer Lungenfibrose erkrankten, beruflich gegenüber einer hohen Konzentration von Kunststoff-Stäuben exponierten Patienten weisen auf ein fibrogenes Potential faserförmiger Polyamide hin.