Pneumologie 2009; 63 - P354
DOI: 10.1055/s-0029-1213876

Erschwerte Diagnostik eines Wirbelkörperabszeß bei zusätzlich ausgeprägter beinbetonter Critical Illness Polyneuropathie – ein Fallbericht

K Siemon 1, M Ay 1, T Barchfeld 1, D Dellweg 1, D Heyse 1, P Haidl 1, D Köhler 1
  • 1Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft Schmallenberg

Hintergrund:

Die Critical Illness Polyneuropathie (CIP) ist eine häufige Komplikation nach Intensivaufenthalt. In unserer Abteilung für Frührehabilitation nach Langzeitbeatmung findet sie sich unterschiedlich ausgeprägt in 2/3 der Fälle bei Aufnahme. Gelegentlich werden hierdurch andere neurologisch Erkrankungen kaschiert.

Kasuistik:

Der 63-jährige Patient war zum Zeitpunkt der Übernahme beinbetont tetraparetisch mit passager Areflexie und ebenfalls gestörter Sensibilität.

Bei der Vorgeschichte mit über 50 Tagen Langzeitbeatmung nach Reanimation bei kardialer Dekompensation einer äthyltoxischen dilatativen Kardiomyopathie, Dialysepflichtigkeit bei Rhabdomyolyse nach mehreren Stürzen, Leberzirrhose und rezidivierenden Pneumonien bei rezidivierenden Aspirationen, ist dies kein ungewöhnlicher Befund.

Es gelang den Pat. von der invasiven Beatmung via Trachealkanüle über Platzhalter und passageren Einsatz einer nichtinvasiven Beatmung erfolgreich zu entwöhnen.

Unter wechselndem Antibiotikaregime und regelmäßigen Bronchoskopien gelang es die erhebliche endobronchiale Sekretlast deutlich zu reduzieren. Zuletzt war eine Beatmung nicht mehr erforderlich.

Auch die Sensibilität und Motorik besserten sich unter umfangreicher Physiotherapie bis hin zu Stehen an der Sprossenwand.

Bei wechselndem CRP Verlauf und rezidivierenden Fieberschüben, führte uns die Diagnostik über ein Thorax-CT (mit hochpathologischem Befund im Anschnitt der oberen LWS mit paravertebralen Raumforderungen) über ein Mehrphasen-Knochen-Szintigramm und Wirbelsäulen-CT zu der Diagnose einer Spondylodiszitis LWK2/3.

Der Pat. wurde in eine neurologische Fachklinik verlegt. Auch in mehreren Punktionen fand sich kein Nachweis eines spezifischen oder malignen Geschehens. Der Befund besserte sich unter 5 monatiger konservativer Therapie deutlich.

Zusammenfassung:

Es handelte sich um eine Komplikation des septischen Verlaufes während der Langzeitbeatmung, die durch die zusätzliche CIP in der Diagnostik deutlich erschwert war.