Pneumologie 2009; 63 - P27
DOI: 10.1055/s-0029-1213881

Tsukamurella Infektion der Lunge bei immunkomprimiertem Patient

A Kraft 1, A Dalpke 2, S Aulmann 3, FJF Herth 1
  • 1Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg
  • 2Hygiene-Institut Universitätsklinikum Heidelberg
  • 3Pathologisches Institut Universitätsklinikum Heidelberg

Kasuistik: Wir berichten über einen 71-jährigen Mann mit im Januar 2008 erstmalig mittels PCR, aus einem supraklavikulären Lymphknoten, gesicherter Lmphknotentuberkulose (Mykobakterium-tuberkulosis-Komplex). Es besteht ein Zustand nach supraglottischem Larynxkarzinom, pT2N0M0 10/1995 mit Tracheostomaanlage. Zur Klärung einer möglichen offenen Lungentuberkulose erfolgte die Untersuchung des Sputums auf säurefeste Stäbchen. Zunächst fanden sich säurefeste Stäbchen und so wurde der Patient mit dem Verdacht einer offenen Lungentuberkulose isoliert. In den späteren, mehrfach durchgeführten, kulturellen Befunden stellten sich die säurefesten Stäbchen als Tsukamurella inchonensis Infektion dar. Auch mittels PCR war im Sputum kein Nachweis von Mykobakterien zu erzielen, so dass eine offene Tuberkulose der Lunge letztendlich ausschlossen werden konnte.

Gemäß Antibiogramm wurde die Infektion mit Tsukamurella inchonensis für zwei Monate mit Ciprofloxacin behandelt, die Lymphknotentuberkulose entsprechend Leitlinien mittels vierfach Therapie bestehend aus Rifampicin, Isoniazid, Ethambutol und Pyrazinamid. In der nach zwei Monaten durchgeführten Sputumdiagnostik konnte keine Infektion mit Tsukamurella mehr nachgewiesen werden.

Diskussion: Tsukamurella ist ein seltener, pulmonal pathogener Keim bei immunkomprimierten Patienten und erst ein wiederholter Keimnachweis, fehlende Hinweise auf eine mögliche Kontamination der Proben oder der Nachweis anderer pathogener Keime sind entscheidend für die Diagnosesicherung. In der Literatur gibt es 11 beschriebene Fälle einer Tsukamurella Infektion, davon 2 in der Lunge. Dieser Keim sollte als Differentialdiagnose pulmonaler Infektionen bei immunsupprimierten Patienten in Betracht gezogen werden.

Literatur: [1] Gomez JP. Tsukamurella infection in an immunocompromised patient. Chest 2003, 124, 255–256.