Pneumologie 2009; 63 - V318
DOI: 10.1055/s-0029-1213951

Die diagnostische und prognostische Bedeutung von Endocan im Pleuraerguss

A Jetter 1, M Mohr 2, B Grigoriu 3, LH Schmidt 2, A Kümmel 1, M Sebastian 1, C Taube 1, R Buhl 1, A Scherpereel 3, R Wiewrodt 2
  • 1III. Med. Klinik, Universitätsklinikum Mainz
  • 2Med. Klinik A, Universitätsklinikum Münster
  • 3Institut Pasteur, Lille, Frankreich

Einleitung: Endocan ist ein Lungen- und Nieren-selektives, Endothelzellen-spezifisches Dermatansulfat-Proteoglykan. Die Endocan-Überexpression in vivo wurde kürzlich als tumorigen beschrieben (Grigoriu et al. 2006). Als möglicher Mechanismus vermehrter Endocanproduktion wird eine Aktivierung des Tumor-Endothels durch Angiogenese-Mediatoren postuliert.

Methodik: Ziel der Untersuchung war die Evaluierung von Pleura-Endocan bei 78 Patienten mit punktionswürdigem Pleuraerguss im Vergleich mit den Endocanspiegeln im Serum. Die Ergüsse waren benigner (n=9) und maligner Genese (n=69; Tumore der Lunge, Mamma, Niere, HNO, andere). Der für den Sandwich-Immunoassay verwendete monoklonale Antikörper erkannte beide Endocan-Isoformen.

Ergebnisse: Die Endocanspiegel in Serum und Pleura sind nicht assoziiert (p>0,8). Bei benignen Pleuraergüssen sind die Endocanspiegel im Serum und in der Pleura niedriger als bei Patienten mit malignen Erkrankungen (p=0,01, alle Vergleiche). Pleuraendocan ist mit

Glukose, LDH und Laktat in der Pleura assoziiert (p<0,01, alle Vergleiche). In der Kaplan-Meier-Analyse ist Endocan im Gesamtkollektiv (n=78) und im Tumor-Kollektiv (n=69) sowohl für Serum als auch im Pleuraerguss ein statistisch relevanter Marker für die Überlebenszeit (Serum p<0,05, alle Vergleiche). Die multivariate Analyse bestätigt dieses Ergebnis für Pleuraendocan (p<0,001, Hazard Ratio 0,24 (95%-KI 0,11–0,55), nicht jedoch für Serumendocan (p>0,05).

Schlussfolgerungen: Bei maligner Grunderkrankung sind die Endocanspiegel im Serum und im Pleuraerguss erhöht, sie sind jedoch per se voneinander unabhängig. Bei Patienten mit malignem Pleuraerguss scheint insbesondere Pleuraendocan prognostisch relevant zu sein. Dies trifft auf Patienten mit primären Lungentumoren und Tumoren anderer Genese gleichermassen zu.