Pneumologie 2009; 63 - P21
DOI: 10.1055/s-0029-1214075

Therapiealgorithmus beim klinisch stabilen Obesitas- Hypoventilationssyndrom

M Rittinger 1, G Lueg 1, K Wolfgang 1
  • 1Medizinische Klinik 1, Klinikum Rosenheim

Einleitung:

Das Obesitas-Hypoventilationssyndrom OHS ist definiert als Obesitas mit einem Body Mass Index BMI >30kg/m2, Tageshyperkapnie und schlafbezogenen Atmungsstörungen. Die genaue Prävalenz ist in der Allgemeinbevölkerung nicht bekannt, eine Studie wies bei über 30% von Patienten mit einem BMI >35kg/m2 eine Tageshyperkapnie nach. Unbehandelt weist das OHS eine deutlich erhöhte kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität auf. Eine prospektive Studie belegte die gute Überlebensprognose heimbeatmeter OHS Patienten. Da ca. 90% der Patienten an einem obstruktiven Schlafapnoesyndrom OSAS und nur 10% an einer reinen schlafbezogenen Hypoventilation leiden, stellt sich grundsätzlich die Frage des therapeutischen Procedere, insbesondere was medizinische Vertretbarkeit, Ressourcen und Wirtschaftlichkeit betreffen.

Methodik:

Wir führten eine Internet- Literaturrecherche mit den Suchbegriffen „OHS“, „Obesity Hypoventilation Syndrome“ und „Obesitas Hypoventilationssyndrom“ durch.

Ergebnis:

In wenigen Arbeiten fanden sich detaillierte Empfehlungen zum therapeutischen Vorgehen, die nachfolgend modifiziert zusamengefasst sind: Bei dominierendem OSAS (RDI >15/h) erfolgt die CPAP- Therapieeinleitung, bei persistierender Tageshyperkapnie die nichtinvasive Beatmung NIV. Bei einer reinen schlafbezogenen Hypoventilation (RDI <15/h) erfolgt initial die NIV Einleitung: Nach Elimination aller obstruktiven Ereignisse sollte der effektive Ventilationsdruck mindesten 8–10 mbar über dem EPAP liegen. Sollte die SaO2 weiterhin <90% betragen kann eine additive Sauerstofftherapie eingeleitet werden mit einer Ziel SaO2 von 90%.

Diskussion und Schlussfolgerung:

Da bei einem Großteil der OHS Patienten ein OSAS dominiert, scheint bei diesen ein primärer CPAP- Therapieversuch medizinisch gerechtfertigt und wirtschaftlich sinnvoll. Erst bei unter nächtlicher Überdrucktherapie fortbestehender Tageshyperkapnie sollte eine nichtinvasive Beatmung eingeleitet werden.