Klinische Neurophysiologie 2009; 40 - A28
DOI: 10.1055/s-0029-1216053

Neurographische Differenzialdiagnose chronischer motorischer Neuropathien

K Reiners 1
  • 1Würzburg

Die Erkennung und diagnostische Zuordnung akuter demyelinisierender Neuropathien ist meist leicht möglich, da z.B. schon das klinische Bild. eines Guillain-Barré-Syndromes diese Diagnose nahelegt. Probleme in der ätiologischen Zuordnung von Neuropathien gibt es aber regelhaft bei subakuten und chronischen Erkrankungsformen. Das klinische Bild ist so uniform, das hieraus selten klare diagnostische Schlüsse gezogen werden können. Der erste Schritt ist die Erfassung des Verteilungsmusters der Symptome (Schwerpunkt vs. generalisiert), die weiteren sind die Festlegung der Art der Symptome (sensomotorisch oder rein motorisch) und die Klärung der Frage, welcher strukturelle Neuropathietyp (axonal vs. demyelinisierend) vorliegt. Die Antwort hierauf gibt die neurographische Diagnostik. So erlaubt z.B. der Nachweis eines multifokalen Leitungsblocks bereits eine eindeutige Diagnose. In anderen Fällen ergibt sich z.B. aus der Uniformität von Veränderungen der Leitgeschwindigkeit der Hinweis auf eine schon lang bestehende Neuropathie (z.B. erbliche Neuropathie) im Gegensatz zu den heterogenen Leitgeschwindigkeiten, durch die sich die erworbenen demyelinisierenden Neuropathien meist auszeichnen. Multifokale axonale Neuropathien (z.B. aufgrund einer Vaskulitis) sind ebenfalls neurographisch identifizierbar. Die Neurografie dient dabei nicht nur der Einengung des diagnostischen Spektrums, sondern dient im Verlauf auch der prognostischen Einschätzung des Krankheitsbildes.