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DOI: 10.1055/s-0029-1221814
Nüchtern- und 2-Stunden Blutzucker und das Risiko für koronare Herzerkrankung: Eine koronarangiographische Studie bei nicht-diabetischen Patienten
Fragestellung: Typ 2 Diabetes mellitus (T2DM) ist ein Risikofaktor für makrovaskuläre Erkrankungen. Auch für gestörte Glukosetoleranz (IGT) wurde ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko nachgewiesen. Ob und ab welchem Nüchternblutzuckerwert (NBZ) das Risiko für koronare Herzkrankheiten (KHK) bereits im subdiabetischen Bereich erhöht ist, ist jedoch umstritten. Deshalb wurden in dieser Arbeit der Zusammenhang zwischen der Prävalenz einer KHK und NBZ-Spiegeln untersucht.
Methodik: 1545 Patienten (69% Männer; mittleres Alter 64,0±11,2 Jahre, mittlerer Body Mass Index (BMI) 27,5±4,4kg/m2) mit akutem Koronarsyndrom oder elektiver Koronarangiografie, bei denen kein T2DM vorbekannt war, wurden in die Studie eingeschlossen. Die Diagnose einer KHK wurde mittels Koronarangiografie gestellt. Der Nüchternblutzucker (NBZ)-Spiegel wurde bestimmt und ein oraler Glukosetoleranztest (OGTT) durchgeführt. Die Assoziation zwischen der Prävalenz einer KHK und klinischen Parametern wurde mittels Spearman Korrelation und der Einfluss der NBZ-Spiegel auf das Vorhandensein einer KHK mittels multipler logistischer Regression ermittelt.
Ergebnisse: Es wurde bei 76,5% der Patienten eine KHK, davon bei 22,2% ein akuter Myokardinfarkt, bei 53,9% ein Prädiabetes (=erhöhte Nüchternglukose bzw. IGT) und bei 15,5% ein T2DM neu diagnostiziert. Das Vorliegen einer KHK korrelierte mit dem Alter (r=121; p<0,0001), männlichem Geschlecht (r=0,241; p<0,0001), der Neudiagnose eines T2DM (r=0,145; p<0,0001), sowie dem NBZ (r=0,082; p=0,0007) und dem 2h-BZ im OGTT (r=0,157; p<0,0001). 27,8% der Patienten hatte einen NBZ von 91–100mg/dl, 5,6% hatten 111–120mg/dl und 5,4% waren >120mg/dl. Die NBZ-Spiegel waren eng mit den 2h-BZ-Werten in OGTT korreliert (r=0,447; p<0,0001). Das KHK-Risiko stieg mit steigendem NBZ signifikant an: das Risiko war doppelt so hoch mit einer Odds Ratio (OR) von 2,00 [1,04–3,83] bei einem NBZ von 91–100mg/dl, 2,5-fach erhöht mit OR 2,56 [1,12–5,83] bei 111–120mg/dl und mehr als 3,5-fach höher mit OR 3,54 [1,47–8,51] bei >120mg/dl verglichen mit der Referenzgruppe (NBZ ≤70mg/dl). Auch nach Adjustierung für Alter, Geschlecht und BMI blieb ein NBZ-Wert von 111–120mg/dl bzw. >120mg/dl als unabhängiger Risikofaktor für KHK statistisch signifikant.
Schlussfolgerung: Ein erhöhtes, kardiovaskuläres Risikos besteht bereits bei Patienten mit NBZ im grenznahen, prädiabetischen Bereich, so dass hier bereits Maßnahmen zur Sekundärprävention sinnvoll erscheinen.