Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_G_08_05
DOI: 10.1055/s-0029-1222944

Die sympathische Trias–Das Wechselspiel von Sympathikus und Parasympathikus bei der Regulation der fetalen Herzfrequenz

U Schneider 1, A Fiedler 1, S Jaekel 1, J Haueisen 2, E Schleußner 1, D Hoyer 3
  • 1Abteilung Geburtshilfe, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Jena
  • 2Institut für Biomedizinische Technik und Informatik, Technische Universität Ilmenau, Ilmenau
  • 3Biomagnetisches Zentrum, Universitätsklinikum Jena, Jena

Die fetale Reifung des autonomen Nervensystems (ANS) wird nicht nur durch Veränderungen der fetalen Herzfrequenzmuster (fHFM) mit steigendem Gestationsalter (GA) deutlich; Aktivitätszustände prägen sich aus, die >35 SSW gut allein am fHFM klassifizierbar sind. Steigende Aktivität geht hier mit Erhöhung des Sympathikus einher. Andererseits nimmt der Einfluss des Parasympathikus mit dem GA zu [1].

Ziel der Studie ist zu klären, ob und wie Parameter der fetalen Herzfrequenzvariabilität (fHRV) den Einfluss der Schenkel des ANS widerspiegeln. Dabei nutzen wir die fetale Magnetokardiografie (fMKG) als eine elektrophysiologische Methode zur Aufzeichnung des Erregungsablaufes, die die statistische Analyse der fHMF auf Schlag-zu-Schlag Basis ermöglicht.

103 gesunde Feten zwischen 24 und 42 SSW wurden je einmalig 5 min mittels fMKG untersucht. Die gewonnen Zeitreihen der fetalen Herzzyklen wurden genutzt, um die rekonstruierten fHFM visuell zu klassifizieren (<32 SSW: fHFMI/ruhig; II/aktiv, >32 SSW: fHFMI/ruhig, II/aktiv, III/wach-aktiv; Kriterien nach [2]) und folgende fHRV Parameter zu berechnen: mittlere Herzfrequenz (mHF), SDNN, RMSSD, Ratio SDNN/RMSSD [3], mittlere Permutationsentropie (Komplexitätsmaß).

Feten mit höherer Aktivität zeigen eine höhere SDNN/RMSSD (fHFM III>II) zwischen 24–42 SSW. >32 SSW ist die mHF während hoher fetaler Aktivität signifikant erhöht. Im Verlauf bilden sowohl die mHF als auch die Ratio SDNN/RMSSD den zunehmenden Einfluss des Parasympathikus auf die fHF Regulation ab, insbesondere innerhalb der ruhigen fHFM. Die Trias aus mHF, Ratio SDNN/RMSSD und Komplexität des fHFM liefert ein gutes Surrogat zur Abschätzung der sympatho-vagalen Balance des Feten.

Literatur: [1] Ohta T, Okamura K, Kimura Y, Suzuki T, Watanabe T, Yasui T, Yaegashi N and Yajma A 1999 Alteration in the low-frequency domain in power spectral analysis of fetal heart beat fluctuations. Fetal Diagn. Ther. 14 92–7 [2] Nijhuis J G, Prechtl H F R, Martin C B and Bots R S G 1982 Are there behavioral states in the human fetus? Early Hum. Dev. 6 177–95 [3] Schneider U, Frank B, Fiedler A, Kaehler C, Hoyer D, Liehr M, Haueisen J and Schleussner E 2008. Human fetal heart rate variability-characteristics of autonomic regulation in the third trimester of gestation. J Perinat. Med. 36 433–41