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DOI: 10.1055/s-0029-1223075
Neuralrohrdefekte–Epidemiologische Daten aus Sachsen-Anhalt und Schlussfolgerung für die gynäkologische und pädiatrische Praxis
Einleitung
Die perikonzeptionelle Folsäureprophylaxe ist eine der wenigen primärpräventiven Maßnahmen zur Vermeidung angeborener Fehlbildungen, insbesondere von Neuralrohrdefekten (NRD). Sie wird in Deutschland seit 1994/95 allen Frauen im gebärfähigen Alter empfohlen. Um mögliche Effekte einer Folsäureprophylaxe zu erfassen, müssen populationsbezogene Daten zur Prävalenz der NRD im Langzeitverlauf bekannt sein.
Material und Methoden
Daten des Fehlbildungsmonitoring (FBM) Sachsen-Anhalt aus den Jahren 1980–2005 zu Geborenen mit NRD (Lebend- und Totgeborene, induzierte Aborte, Spontanaborte ab der 16. SSW). Darstellung der Prävalenz und des Schwangerschaftsausganges.
Ergebnisse
In den Zeiträumen 1980–1994 und 1995–2005 wurde eine identische Prävalenz der NRD von 10,3 pro 10.000 Geborene ermittelt. Der Anteil der Lebendgeborenen lag in den Jahren 1980–1994 bei 50,9%. Er sank im Zeitraum 1995–2005 auf 23,9% ab. Demzufolge nahm die Rate der induzierten Aborte zu.
Diskussion
Die Prävalenz der NRD im Erfassungsgebiet des FBM Sachsen-Anhalt ist über die Jahre 1980–2005 unverändert hoch. Effekte einer perikonzeptionellen Folsäureprophylaxe sind nicht erkennbar. Ursächlich ist eine unzureichende Umsetzung der Folsäureprophylaxe zu vermuten. Es zeigt sich eine spezielle Verantwortung der Ärzte, insbesondere der Gynäkologen, um Frauen zur Folsäureprophylaxe kompetent und rechtzeitig zu beraten. Als ein Effekt der verbesserten Pränataldiagnostik lässt sich ein Rückgang der Lebendgeborenen mit NRD nachweisen. Die Betreuung betroffener Familien sollte nur in speziellen Perinatalzentren erfolgen, wo eine entsprechend differenzierte Beratung möglich ist!
Neuralrohrdefekt - Spina bifida - Anencephalus - Encephalocele - Induzierter Abort