Dtsch Med Wochenschr 1990; 115(21): 832-836
DOI: 10.1055/s-0029-1235609
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Moderne Methoden zur Einstellung des Typ-I-Diabetes?

M. Jecht, W. Klein
  • Innere Abteilung Havelhöhe, Städtisches Krankenhaus Spandau, Berlin
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Publication Date:
20 August 2009 (online)

Resümee

Es ist nicht bekannt, mit welchen Parametern die Güte der Einstellung des Diabetes mellitus zutreffend beschrieben werden kann. Durch Selbstkontrolle gewonnene Meßergebnisse sind als Entscheidungsgrundlage für Selbstanpassungsmaßnahmen wegen ihrer Ungenauigkeit problematisch. Für wissenschaftliche Untersuchungen über die erzielbare Einstellungsqualität sind sie ungeeignet.

Die für eine Liberalisierung der Diät erforderliche Schätzung des Kohlenhydratgehalts von Mahlzeiten ist schwierig. Für die Selbstanpassung der Insulindosis an die Nahrungsaufnahme und den Blutzucker fehlen ausreichend gesicherte Zusammenhänge. Die mit modernen Therapieformen verbundenen Belastungen für den Patienten sind nicht zu unterschätzen. Die Risiken moderner Therapieformen, vornehmlich gehäufte Hypoglykämien und Ketoacidosen, sind nur gerechtfertigt, wenn die erzielten Ergebnisse in einem angemessenen Verhältnis zu den Risiken stehen.

Untersuchungen, die unterschiedliche Therapieformen hinsichtlich der erzielbaren Einstellungsgüte zuverlässig vergleichen, sind nicht bekannt. Insbesondere kann nicht als erwiesen gelten, daß mit modernen Therapien bessere oder auch nur gleich gute Ergebnisse erzielt werden wie mit konventionellen Methoden. Es ist nicht bekannt, wie gut die Einstellung sein muß, um das Risiko von Spätschäden dem Niveau der nicht-diabetischen Normalbevölkerung anzunähern. Die Ergebnisse aussagefähiger prospektiver Studien bleiben abzuwarten.

Unter Berücksichtigung aller Umstände muß zum Schutze des Patienten die bestmögliche Einstellung angestrebt werden. Eine Verniedlichung der Gefahren des Diabetes und seiner Behandlung ist zu vermeiden. Moderne Therapieformen sollten in erster Linie der Einstellungsverbesserung dienen und erfordern eine strenge Indikationsstellung. Sorgfältige Patientenauswahl und -schulung sowie Betreuung durch einen kompetenten Diabetologen sind Voraussetzung.

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