Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2009; 19(4): 177-178
DOI: 10.1055/s-0029-1238239
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Kosten und klinischer Nutzen eines integrierten Rehabilitationsprogramms bei Patienten mit chronischen Knieschmerzen

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Publication Date:
20 August 2009 (online)

 

Referat zur Arbeit von Jessep SA, Walsh NE, Ratcliffe J, Hurley MV. Long-term clinical benefits and costs of an integrated rehabilitation programme compared with outpatient physiotherapy for chronic knee pain. Physiotherapy 2009; 95: 94–102

Britische Physiotherapeuten haben in einer pragmatischen randomisierten Studie Wirksamkeit und Kosten des Integrierten Rehabilitationsprogramms ESCAPE (Enabling Self-management and Coping with Arthritic knee Pain through Exercise) und Physiotherapie bei 64 ambulanten Patienten mit chronischen Knieschmerzen verglichen. Die Studienteilnehmer mussten älter als 50 Jahre sein und wegen geringer bis deutlich unspezifischer Knieschmerzen, die seit mindestens 6 Monaten bestanden, einen Allgemeinmediziner aufgesucht und die Diagnose Gonarthrose erhalten haben. Patienten mit Knieschmerzen, die nach einem Trauma innerhalb der vorangegangenen 12 Monate aufgetreten waren, wurden nicht in die Studie aufgenommen. Weitere Ausschlussgründe waren: Endoprothesen an den unteren Extremitäten, Zustand nach intraartikulären Injektionen in den vorangegangenen 6 Monaten bzw. Physiotherapie in den letzen 12 Monaten, labiler körperlicher oder psychischer Zustand, Unfähigkeit und mangelnde Bereitschaft zur Bewegungstherapie, Unfähigkeit 100 m zu gehen oder mangelnde Englischkenntnisse. Stabile kardiovaskuläre, respiratorische oder Stoffwechselerkrankungen sowie Kreuz- oder andere Schmerzsyndrome an der oberen und unteren Extremität galten nicht als Ausschlussgrund zur Teilnahme an der Studie.

Das Rehabilitationsprogramm hatte zum Ziel den Patienten zu befähigen, seine Arthrose so zu versorgen, dass er den Alltag bewältigen kann, ohne Schmerzen zu fürchten. Die Vorteile einfacher Bewegungsübungen schätzen zu lehren und den Patienten zu mehr Aktivität zu ermutigen den Patienten mit Maßnahmen vertraut zu machen, um Schmerzen wirksamer zu versorgen Patienten zu helfen, seine Aktivitäten wirksam zu planen, sich Ziele zu setzen und Rückschläge zu überwinden.

Diese Ziele wurden in 10 Therapiesitzungen mit jeweils 6 Teilnehmern, 2-mal pro Woche, durch einen Physiotherapeuten vermittelt, wobei nach einer 20-minütigen Besprechung von Themen zur Schmerzbewältigung 40 Minuten lang eine Bewegungstherapie absolviert wurde. Schriftliche Unterlagen zu einem Heimübungsprogramm und zu den Angeboten für körperliches Training ergänzten die Therapieserie. Vier Monate nach Abschluss der Behandlung wurde den Patienten eine 1-stündige Auffrischung der Lehrinhalte und der Bewegungstherapie angeboten.

Patienten, die individuelle Physiotherapie erhielten, wurde entsprechend der Einschätzung des Physiotherapeuten maximal 10-mal behandelt, 50 % der Patienten absolvierten 2 bis 6 Sitzungen mit den Inhalten Bewegungstherapie und Beratung, 10 Patienten erhielten Elektrotherapie und 6 Patienten Manualtherapie.

Als Hautergebnisparameter wurde der WOMAC (Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index) vor, unmittelbar nach und 12 Monate nach Therapie erhoben. Nebenparameter waren Schmerz, objektive Durchführung häufiger Aktivitäten des täglichen Lebens, Angst, Depression, Meinungen zur Bewegung und Gesundheit sowie die Nutzung von Gesundheitsdiensten. Außerdem wurden die Kosten der beiden Behandlungsregime und der benötigten Gesundheitsdienste berechnet.

In beiden Gruppen kam es zu einer ähnlichen Verbesserung der Ergebnisparameter. Die Physiotherapie kostete pro Patient 130 britische Pfund und die Kosten für benötigte Gesundheitsdienste betrugen innerhalb von 12 Monaten 583 Pfund. Das ESCAPE-Programm kostete pro Patient nur 64 Pfund und für Gesundheitsdienste wurden im Jahr 320 Pfund bezahlt.

Die Autoren weisen darauf hin, dass bei gleicher klinischer Wirksamkeit ein in-tegriertes Rehabilitationsprogramm bei Patienten mit chronischen Gonarthroseschmerzen kostenwirksamer ist als eine übliche Physiotherapie.

K. Ammer, Wien, Österreich

Literatur

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