Ultraschall Med 2009; 30 - P3_04
DOI: 10.1055/s-0029-1239685

Das Mittelliniensyndrom – farbduplexsonografische Befunde für ein neues Konzept zur Erklärung von Bauch-, Rücken- und Kopfschmerzen

TM Scholbach 1
  • 1Städt. Klinikum Chemnitz, Chemnitz/DE

Problemstellung:

Simultane Schmerzen unterschiedlicher Lokalisation ohne paraklinische Befunde bleiben oft ätiologisch unklar und werden nicht selten psychosomatisch gedeutet. Das Konzept des Mittelliniensyndroms (MLS) erlaubt nun in manchen Fällen sowohl eine morphologische Diagnose und eine funktionelle Beurteilung als auch eine wirksame medikamentöse Behandlung.

Patienten und Methode: Typische sonografische und duplexsonografische Befunde des MLS werden vorgestellt. Neben der Beschreibung der Kollateralkreisläufe der gestauten linken Nierenvene wird mithilfe der dynamischen Gewebsperfusionsmessung (PixelFlux-Methode, www.chameleon-software.de) eine quantitative Beurteilung der Verteilung des Nierenveneblutes vorgenommen und die Auswirkung der sowohl der Stauung als auch ihrer Therapie möglich. 51 Patienten mit Mittelliniensyndrom wurden vor und nach Therapie mit ASS untersucht.

Ergebnisse: Das Mittelliniensyndrom besteht der aus Kompression der linken Nierenvene im arteriellen Nussknacker bei venöser Stauung der Mittellinienorgane (LWS, Uterus und li. Ovar, Harnblase, Rectum, Pancreas, Prostata und Vagina). Fakultativ findet sich ein höherer RI der linken als der rechten Nierenarterie, Nierenvergrößerung links, Verminderung der Parenchymperfusion der linken Niere und klinisch Bauchschmerzen, Flankenschmerzen links, Pollakisurie, Dysurie, Enuresis, Kopfschmerzen, und Lumbalgien. Unter Acetylsalizylsäure per os (1–2mg/kg*d für 4 Wochen bis 3 Monate) kann bei den meisten Patienten rasch und dauerhaft Beschwerdefreiheit erreicht werden. Die Perfusionsstörung der linken Niere wird simultan beseitigt, was auf einen kausalen Zusammenhang hinweist.

Schlussfolgerungen: Das Mittelliniensyndroms die Folge der Einbeziehung der Mittellinienorgane in die Kollateralisation des gestauten Blutes der linken Nierenvene. Erstmals steht mit der dynamischen Gewebsperfusionsmessung ein Verfahren zur Verfügung, die kausalen Zusammenhänge dieses komplexen Beschwerdebildes nachzuvollziehen. Den Patienten mit oft lang anhaltenden Schmerzen und funktionellen Beeinträchtigungen steht eine einfache Diagnostik und effiziente Behandlung zur Verfügung.