Ultraschall Med 2009; 30 - V2_05
DOI: 10.1055/s-0029-1239694

Natives Vitamin D, nicht jedoch aktives Vitamin D, ist unabhängiger Prädiktor der IMT bei chronisch Nierenkranken

GH Heine 1, S Seiler 2, B Reichart 2, E Seibert 3, K Rogacev 2, C Ulrich 4, M Girndt 3, D Fliser 2
  • 1Universität des Saarlandes, Homburg/DE
  • 2Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/DE
  • 3Universität Halle, Halle/DE
  • 4Universitätsklinikum Halle, Halle/DE

Problemstellung:

Chronisch nierenkranke Patienten haben ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. In aktuellen Studien konnte sowohl bei Nierenkranken als auch bei Nierengesunden eine Assoziation zwischen einem Mangel an nativem (25-OH-D3) und aktivem (1,25-OH-D3) Vitamin D und kardiovaskulären Erkrankungen identifiziert werden. Bei Dialysepatienten korreliert die sonographisch gemessenen Intima-Media-Dicke (IMT) als Marker der subklinischen Atherosklerose invers mit der Höhe der 25-OH-D3 Spiegel. Wir überprüften, ob bereits bei nicht-dialysepflichtigen nierenkranken Menschen niedrige 25-OH-D3 und 1,25-OH-D3 Spiegel unabhängig vom klassischen kardiovaskulären Risikoprofil mit erhöhter subklinischer Atherosklerose assoziiert sind.

Patienten und Methode:

Bei 140 nierenkranken Patienten in den CKD-Stadien 1–5 ohne Dialysepflichtigkeit erfolgte die sonographische Messung der IMT der Aa. Carotides communes, eine Quantifizierung der Proteinurie und eine Bestimmung der Serum-25-OH-D3 und 1,25-OH-D3 Spiegel.

Ergebnisse:

44% der CKD-Patienten wiesen einen 25-OH-D3 Mangel auf, und 58% aller Patienten hatten einen 1,25-OH-D3 Mangel. Es zeigte sich eine signifikante negative Korrelation zwischen 25-OH-D3 und IMT (r=–0,27; p=0,004) einerseits, Proteinurie andererseits (r=–0,363; p<0,001). Hingegen korrelieren die 1,25-OH-D3 Spiegel zwar mit der Proteinurie (r=–0,417, p<0,001), nicht aber mit der IMT (r=–0,135, p=0,155). In einer multivariaten Regressionsanalyse konnte der 25-OH-D3-Spiegel als unabhängiger Prädiktor der IMT nach Korrektur für klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren, Nierenfunktion und Proteinurie identifiziert werden (p=0,03).

Schlussfolgerungen:

Analog zu Ergebnissen bei Dialysepatienten, fanden wir eine negative Korrelation zwischen den nativen Vitamin-D-Spiegeln und der IMT als präklinischen Markern der Atherosklerose bei nicht-dialysepflichtigen CKD-Patienten, während aktives Vitamin D nicht mit der IMT korrelierte. Bei chronischer Nierenerkrankung erscheint neben einer Therapie mit aktivem Vitamin D der Ausgleich eines Mangels an nativem Vitamin D bedeutsam.