Ultraschall Med 2009; 30 - V6_01
DOI: 10.1055/s-0029-1239698

DNA-Diagnostik von Acetylcholinrezeptor-Untereinheiten bei fetaler Akinesie-Sequenz

M Hoopmann 1, K Hoffmann 2, R Heller 3
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Köln/DE
  • 2Charite Berlin, Humboldt-Universität, Berlin/DE
  • 3Universität zu Köln, Köln/DE

Problemstellung: Die fetale Akinesie-Sequenz (FAS) beinhaltet eine große Gruppe syndromaler Erkrankungen mit dem Leitsymptom der fixierten Kontraktur. Zum einen treten diffus verteilte oder komplette neuromuskuläre Blockaden auf, zum anderen gibt es ätiologisch sehr unterschiedlich entstandene Gelenkkontrakturen in variabler Ausprägung und Lokalisation. Die pränatale Diagnostik zur Differenzierung der pathogenen Mechanismen ist bisher limitiert. Ein Ansatz kann die Mutationsdiagnostik an der Acetylcholin-Rezeptor-Untereinheiten (AChR) γ und δ sein. Es konnten zwei FAS-Erkrankungen identifiziert werden, welche in diesen Genen Mutationen aufweisen: das lethale multiple Pterygium-Syndrom (LMPS) und das Escobar-Syndrom. Beides sind autosomal rezessive Störungen und charakterisiert durch Arthrogryposis, Pterygien, Gesichtsauffälligkeiten (insbesondere Mikrognathie und Gaumenspalten), unbeeinträchtigtem Muskeltonus und Fehlen von AChR-Antikörpern.

Patienten und Methode: Aus 7 Schwangerschaften mit fetaler Akinesie konnten wir 3 Fälle mit pränatalen Hinweiszeichen für LMPS oder Escobar-Syndrom identifizieren, welche wir zum Anlaß nahmen, eine DNA-Analyse des CHRNG- und CHRND-Gens zu beginnen, welche für die γ und δ Einheit des AChR verantwortlich sind.

Ergebnisse: Aus diesen DNA-Untersuchungen konnte mindestens eine Familie bisher mit einer homozygoten Stop-Mutation, welche zur Unterbrechung der AChR-Untereinheit δ führt, identifiziert werden.

Schlussfolgerungen:

Wir schließen aus diesen Erfahrungen, dass in pränatal ausgewählten Fällen von FAS eine DNA-Analyse hilfreich sein kann, um die Ursache zu spezifizieren, ggf. die letale Prognose zu untermauern und den Eltern eine Beratung bezüglich des Wiederholungsrisikos und der Frühdiagnostik in Folgeschwangerschaften anbieten zu können.