Suchttherapie 2009; 10 - S331
DOI: 10.1055/s-0029-1240311

Präventionsangebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien – eine bundesweite Bestandsaufnahme

S Ruths 1, I Schaunig-Busch 2, S Jordan 1, S Jordan 1, M Klein 2, R Thomasius 1
  • 1Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 2Kompetenzplattform Suchtforschung an der Katholischen Hochschule NRW, Abt. Köln, Köln

Ziele/Fragestellung: Da bisher wenig wissenschaftliche Erkenntnisse bestehen, wie Kinder aus suchtbelasteten Familien am wirkungsvollsten unterstützt werden können, sind die Vorgehensweisen sehr heterogen. Im Rahmen der Entwicklung eines Modularen Präventionskonzepts für Kinder aus suchtbelasteten Familien wurden aktuelle Strukturen, Klientendaten und Arbeitsansätze in 22 am Projekt beteiligten Einrichtungen sowie 47 weiteren Einrichtungen mit ambulanten Angeboten für Kinder aus suchtbelasteten Familien erhoben.

Methodisches Vorgehen: Als Erhebungsinstrument wurde ein Fragebogen mit offen formulierten Fragen entwickelt. Auf diese Weise sollte ein breites Spektrum an Antwortmöglichkeiten zugelassen werden. Der höhere Auswertungsaufwand wurde hierbei zugunsten des Erhalts eines Maximums an Information über die Arbeit in den Einrichtungen in Kauf genommen. Auf der Grundlage der gewonnenen Angaben wurde die Antwortkategorisierung vorgenommen.

Ergebnisse: Zum derzeitigen Zeitpunkt liegen die Ergebnisse der 22 am Projekt teilnehmenden Einrichtungen vor. In erster Linie werden Gruppenprogramme (73,7%) und Einzelgespräche mit den Kindern (68,4%) angeboten. Bei den Gruppenprogrammen handelt es sich in der Mehrheit um fortlaufende Angebote (61,5%). Der Zugang der Kinder zur Maßnahme geschieht überwiegend über deren suchtkranke Eltern, die bereits in der Einrichtung betreut werden (35%) oder über die Weitervermittlung anderer Hilfeeinrichtungen, in denen die Eltern behandelt oder betreut werden (ca. 25%).

Schlussfolgerung: Zeitlich befristete Gruppenprogramme, wie sie vor allem im US-amerikanischen Raum stattfinden und evaluiert wurden, sind in Deutschland bisher eine Ausnahme. Für zukünftige Rekrutierungsbemühungen von betroffenen Kindern muss der zentrale Stellenwert von Kontakten und Vernetzungen zwischen Institutionen beachtet werden.