Suchttherapie 2009; 10 - S453
DOI: 10.1055/s-0029-1240336

Neuropsychiatrische Probleme bei der chronischen Hepatitis C Infektion und der antiviralen Therapie mit Interferon-alpha

M Schäfer 1
  • 1Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Suchtmedizin, Kliniken Essen Mitte, Essen

Einleitung: 60–90% der Patienten mit einem intravenösen Drogengebrauch sind chronisch mit dem Hepatitis C Virus (HCV) infiziert. Pegyliertes Interferon-alpha und Ribavirin stellen immer noch die einzig wirksame Therapieform dar. Sowohl die chronische HCV-Infektion als auch die antivirale Therapie sind jedoch mit verschiedenen neuropsychiatrischen Komplikationen assoziiert. Die aktuelle Studienlage hierfür wird systematisch referiert.

Ergebnis: Während einer chronischen Hepatitis C Infektion treten Symptome wie Müdigkeit, Depressionen und Konzentrationsstörungen im Vergleich zu nicht infizierten Kontrollen häufiger auf. Neurobiologische Mechanismen wie ein zentraler Mangel an Serotonin- und Dopaminrezeptoren sowie immunologische Mechanismen wie ein Zytokinanstieg oder das Eindringen von Virusbestandteilen ins ZNS werden diskutiert. Unter der Therapie mit Interferon-alpha werden Schlafstörungen, Müdigkeit, Gereiztheit, Konzentrationsstörungen, Depressionen bis hin zu Manien, Psychosen und Suizidversuchen berichtet. Patienten mit Suchterkrankungen stellen eine besondere Risikogruppe dar und brauchen eine intensive Betreuung, da gehäuft vorzeitige Therapieabbrüche beobachtet wurden. Behandlungsmöglichkeiten bestehen insbesondere durch schlafanstossende Medikamente und Antidepressiva. Aktuelle Leitlinien sehen bei einer interdisziplinären Betreuung in einer Suchterkrankung keine Kontraindikation für eine antivirale Therapie mehr.

Fazit: Die chronische Hepatitis C Infektion sowie das Management neuropsychiatrischer Probleme vor und während einer antiviralen Therapie stellen neben der HIV-Infektion die wichtigste interdisziplinäre Herausforderung in der klinischen Suchtmedizin bei Drogenabhängigen dar und sollten aktiv in jede langfristige Betreuung eingebaut werden.

Literatur: Schaefer M et al. Hepatology 2003;37;443-451 Schaefer M et al. J Hepatol 2005; 42:793-798 Schaefer M et al. Hepatology 2007; 46:991-998 Schaefer M and Mauss S. Current Drug Abuse Reviews; 2008; 1:177-187