Suchttherapie 2009; 10 - S654
DOI: 10.1055/s-0029-1240374

Entwicklungspfade für Alkoholstörungen

M Stopsack 1, I Ulrich 1, S Barnow 1
  • 1Institut für Psychologie, Heidelberg, Arbeitseinheit Klinische Psychologie und Psychotherapie, Heidelberg

Fragestellung: Ziel der Studie war es, Prädiktoren für die Entwicklung problematischen Alkoholkonsums und Alkoholstörungen im Übergang vom Jugend- bis zum jungen Erwachsenenalter zu identifizieren. Insbesondere soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern unterschiedliche Entwicklungspfade für Personen mit frühen versus späteren Beginn von Alkoholproblemen bestehen.

Methode: In der Allgemeinbevölkerungsstichprobe der Greifswalder Familienstudie wurden 334 Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren (MW=15.1 Jahre) und ihre Eltern längsschnittlich hinsichtlich einer Vielzahl interessierender Variablen untersucht und nach 4.5 Jahren im ersten Follow-Up (MW=19.6 Jahre) nachuntersucht. Dabei wurden u.a. Alkoholgebrauch, psychische Störungen, Verhaltensprobleme, Umweltfaktoren, familiäre Belastung, neuropsychologische/-physiologische Tests (TMS) sowie genetische Daten erhoben.

Ergebnisse: Es konnte längsschnittlich gezeigt werden, dass sowohl eher genetisch vermittelte Faktoren als auch Umweltfaktoren ihren spezifischen Beitrag bei der Entwicklung von Alkoholstörungen haben, wobei sich Unterschiede bezüglich des Beginns von Alkoholproblemen auch hinsichtlich Neuropsychologie/-physiologie ergaben. Zudem war das Vorliegen einer Persönlichkeitsstörung/-akzentuierung ein bedeutsamer Risikofaktor, bei der familiären Belastung zeigten sich geschlechtsspezifische Unterschiede.

Schlussfolgerung: Mittels der längsschnittlichen Daten war es möglich, differentielle Entwicklungspfade bei der Genese von Alkoholproblemen zu identifizieren. Insofern sollten Präventions- und insbesondere Interventionsmaßnahmen spezifisch auf die jeweilige Klientel maßgeschneidert werden, z.B. bei Jugendlichen mit unzureichender Verhaltenskontrolle oder negativer Emotionalität die Vermittlung von Skills zur Affektregulation.