Suchttherapie 2009; 10 - S725
DOI: 10.1055/s-0029-1240384

Multidimensionale Familientherapie (MDFT) Von der Forschung in die Praxis der Jugendsuchthilfe

A Gantner 1
  • 1Therapieladen e.V., Berlin

Die Zunahme von Abhängigkeitsentwicklungen im Jugendalter erfordern den Aufbau bzw. eine Weiterentwicklung von therapeutischen Angeboten, in der Jugend- und Suchthilfe, sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Vor diesem Hintergrund wird die Multidimensionale Familientherapie aktuell im Rahmen einer vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten europäischen multizentrischen RCT Studie („INCANT“) in Berlin (Therapieladen e.V.) eingeführt und beforscht. Die bisher in den USA 6 abgeschlossenen RCT Studien zu MDFT haben zur wissenschaftlichen Anerkennung der Systemischen Therapie in Deutschland mit beigetragen. Erste Zwischenergebnisse aus der INCANT Studie, sowie praktische Erfahrungen mit der Umsetzung des multisystemischen Therapieansatzes sprechen für eine hohe Effektivität der MDFT. Das intensive Arbeit mit Jugendlichen, Eltern, der Familie und des familiären Umfeldes sind Grundprinzipien der MDFT, welche als Manual entwickelt wurde.

Der zukünftig geplante bundesweite Transfer der MDFT stellt TherapeutInnen, Institutionen und Hilfesysteme vor neue Herausforderungen. Die Etablierung von evidenzbasierten suchtspezifischen therapeutischen Angeboten für minderjährige Jugendliche insbesondere im ambulanten Bereich steht noch bevor. Dabei sind Systemabgrenzungen und Zuständigkeitsfragen bei Jugendlichen Abhängigen zu klären bzw. zu überwinden. MDFT kann für die notwendige vernetzte systemübergreifende Kooperation im Interesse der „Multiproblem-Zielgruppe“ einen wichtigen Beitrag leisten.