Suchttherapie 2009; 10 - S823
DOI: 10.1055/s-0029-1240403

Wann ist eine ambulante Kurzzeittherapie bei Cannabisstörungen indiziert?

E Hoch 1, K Dittmer 1, A Rühlmann 1, A Pixa 1, G Bühringer 1, HU Wittchen 1
  • 1Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie Technische Universität Dresden, Dresden

Ziele/Fragestellung: Bislang fehlen Indikationskriterien für die ambulante Behandlung von Cannabisstörungen. Am Beispiel der modularen Therapie für Cannabisstörungen „CANDIS“ sollen mögliche Kriterien einer differentiellen Indikation betrachtet werden.

Methode: Das CANDIS-Behandlungsprogramm wurde im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten Studie mit prä-post-Design entwickelt. Es wurde an n=122 Patienten mit Cannabisstörungen (Alter: 16 bis 42 Jahre) evaluiert. Psychosoziale und klinische Patientenmerkmale von sog. Therapierespondern (Abstinenzselbstaussage & negativer Urintest) und Non-Respondern wurden verglichen. Assoziationen zum Kriterium „Abstinenz“ wurden mittels logistischer Regressionen berechtet.

Ergebnisse: 49% aller Therapieteilnehmer (WKG: 13%, p<.0001) waren zu Behandlungsende abstinent (ITT-Analyse). Im Vergleich zu den Respondern war in der Gruppe der Non-Responder der Anteil an Frauen (28,3% vs. 15,9%), alleine lebenden (39,1% vs. 27,3%), Unverheirateten (95,5% vs. 90,7%) und Realschülern (39,1% vs. 29,1%) etwas höher. Non-Responder fühlten sich etwas häufiger zur „niedrigsten sozialen Schicht“ zugehörig (17,1% vs. 4,8%). Sie erfüllten ebenfalls etwas häufiger die Kriterien einer Lebenszeitdiagnose für psychische Störungen (Mittelwert: 3,1 vs. 2,8) und hatten mehr Drogenbeigebrauch im letzten Jahr (54,4% vs. 36,4%) als Responder. Assoziationen dieser Variablen mit dem Kriterium „Therapieerfolg“ wurden in den logistischen Regressionen statistisch nicht signifikant.

Schlussfolgerung: Eine ambulante Kurzintervention kann bei Cannabisstörungen mit gutem Erfolg durchgeführt werden. Einige Hinweise deuten darauf, dass schwerer erkrankte Patienten weniger von dieser Behandlungsform profitieren. Die Analysen sollen an der Stichprobe der multizentrischen CANDIS-II-Studie (n=322 Patienten, n=11 Studienzentren) repliziert werden.

Literatur: Hoch, E., Noack, R., Rohrbacher, H., Pixa, A., Henker, J., Dittmer, K., Bühringer, G. & Wittchen, H.-U. (2007). Behandlung von Cannabisstörungen – Eine Aufgabe für Psychotherapeuten in Deutschland. Psychotherapeutenjournal, 4,362-367.