Suchttherapie 2009; 10 - PO04
DOI: 10.1055/s-0029-1240437

Veränderungsmotivation bei Arbeitssuchenden mit riskantem Alkoholkonsum

N Nestmann 1, B Coder 1, S Haug 1, U John 2, J Freyer-Adam 2
  • 1Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Universität Greifswald, Greifswald
  • 2Universität Greifswald, Greifswald

Hintergrund: Ziel der Studie war die Untersuchung der Veränderungsmotivation bei Arbeitssuchenden mit riskantem Alkoholkonsum. Es sollte weiterhin dargestellt werden, inwieweit sich Personen in unterschiedlichen Motivationsstadien unterscheiden. Methodisches Vorgehen:Über ein systematisches, proaktives Screening in der Arbeitsagentur/ -gemeinschaft Greifswald und Stralsund wurden 1081 Personen mit riskantem Alkoholkonsum im Alter von 18 bis 64 Jahren bestimmt. Davon nahmen 773 Personen (65% Männer; M=30 Jahre) an der weiterführenden Studie teil. Ergebnisse: Von allen Studienteilnehmern waren 73% bezüglich einer Trinkverhaltensänderung absichtslos (Absichtslosigkeit), 14% ambivalent (Absichtsbildung) und 13% hatten mit einer Verhaltensänderung begonnen (Handlung). Vorläufige Ergebnisse einer multinomialen Regression zeigten Unterschiede zwischen den drei Motivationsstadien auf. Probanden in Absichtsbildung oder Handlung wiesen häufiger Rauschkonsum und eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung auf als Personen in Absichtslosigkeit. Absichtsbildende waren häufiger Männer und hatten einen höheren Alkoholdurchschnittskonsum als Personen in den anderen beiden Motivationsstadien. Personen in Handlung erhielten häufiger Arbeitslosengeld II als diejenigen in Absichtslosigkeit. Schlussfolgerungen: Der Großteil der Arbeitssuchenden mit riskantem Alkoholkonsum ist nicht motiviert das Trinkverhalten zu verändern. Darüber hinaus zeigen Unterschiede in den Motivationsstadien den Bedarf an individuellen und stadienbasierten Interventionsmaßnahmen. Computerexpertensysteme können hier eine effiziente und kostengünstige Lösung darstellen.