Suchttherapie 2009; 10 - PO10
DOI: 10.1055/s-0029-1240442

Risikogruppe ältere Langzeitarbeitslose („50 plus“)? – Substanzkonsum und psychosoziale Situation

S Harm 1, E Semmann 1, M Klein 1
  • 1Kompetenzplattform Suchtforschung an der Katholischen Hochschule NRW, Abt. Köln, Köln

Fragestellung: Nach Kuhnert (2005) weisen Langzeitarbeitslose gegenüber Beschäftigten einen höheren Substanzkonsum auf. U. a. bedingt durch den demographischen Wandel wird der Anteil der älteren Arbeitslosen steigen und somit wird auch die Bedeutung von Suchterkrankungen im Alter zunehmen (Rumpf, 2006). Ziel dieser Studie ist es, die Substanzkonsummuster von älteren Langzeitarbeitslosen differenziert aufzuzeigen, sowie innerhalb der untersuchten SP Risikogruppen bezüglich des Konsums von Alkohol und Tabak zu identifizieren. Des Weiteren wird der Frage nachgegangen, mit welchen psychosozialen Variablen auffälliger Alkoholkonsum einhergeht und an welcher Stelle Unterstützungsangebote ansetzen könnten.

Methode: Es wurden N=78 Langzeitarbeitslose (m=65%, w=35%) im Alter zwischen 50 und 65 Jahren anhand eines Interviewleitfadens befragt. Dieser erfasste u.a. den Substanzkonsum, Kohärenzsinn, soziale Unterstützung und das Bewältigungsverhalten mittels standardisierter Fragebogeninstrumente (AUDIT, Sozu K–22, SOC-Skala etc.) und erhob arbeitslosigkeitsbezogene Informationen.

Ergebnisse: 47,4% der befragten Arbeitslosen sind Raucher. Knapp ein Drittel weisen einen schädlichen Alkoholkonsum auf, Männer sind diesbezüglich erwartungsgemäß deutlich überrepräsentiert (AUDIT>8: 11% der w & 39% der m). Der Alkoholkonsum korreliert schwach mit der Dauer der Arbeitslosigkeit (r=.27). 71,8% der Befragten geben an, durch die Situation der Arbeitslosigkeit ziemlich bis stark belastet zu sein. Die subjektive Belastung korreliert negativ mit dem Kohärenzsinn (r=-.385). Des Weiteren konnten signifikante Mittelwertsunterschiede zwischen Befragten mit und ohne auffälligen Alkoholkonsum bezüglich der sozialen Integration, Selbstreflexion, Leistung und Emotionszentrierung festgestellt werden.

Fazit: Besonders gefährdet sind ältere arbeitslose Männer. Insbesondere für diese sollten begleitende Beratungs- und Hilfsangebote etabliert werden, die Substanzkonsum und Psychohygiene fokussieren.

Literatur: Kuhnert, P., Karas, A. & Deutschmann, A. (2005). Arbeitslosigkeit - Weg in die Sucht? In: Kastner, M., Hagemann, T. & Kliesch, G. (Hrsg.), Arbeitslosigkeit und Gesundheit. Arbeitsmarktintegrative Gesundheitsförderung (S. 189-212). Lengerich: Pasbst Science Publishers. Rumpf, H-J. & Weyerer, S. (2006). Suchterkrankungen im Alter. DHS (Hrsg.) Presse-Medienbeiträge. Verfügbar unter: http://www.unabhaengig-im-alter.de/web/presse/daten/JB06_189_199.pdf [27.03.2009]