Suchttherapie 2009; 10 - PO15B
DOI: 10.1055/s-0029-1240449

Intensität des Opiatentzugssyndromes in Abhängigkeit vom C825T-Polymorphismus des GNB3-Gens

B Lieb 1, U Bonnet 1, M Specka 1, S Augener 1, H Bachmann 2, W Siffert 2, N Scherbaum 3
  • 1LVR-Klinikum Essen, Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin & Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Duisburg-Essen, Essen
  • 2Institut für Pharmakogenetik, Essen
  • 3LVR-Klinikum Essen, Kliniken/Institut der Universität Duisburg-Essen, Klinik f. abh. Verhalten u. Suchtmedizin, Essen

Einleitung: Das Opiatentzugssyndrom äußert sich in erster Linie in Sympathikus-vermittelten Symptomen (u.a. Tachykardie, Hypertonie, innere Unruhe). Der C825T-Polymorphismus der ß3-Untereinheit des heterotrimeren G-Proteins hat einen starken Einfluss auf die Aktivität des sympathischen Nervensystems. Im Vortrag soll anhand eigener Untersuchungen der Frage nachgegangen werden, ob die Anwesenheit des 825T-Allels des GNB3-Gens mit einer erhöhten Intensität sympathisch vermittelter Entzugssymptome assoziiert ist.

Methodik: 39 monovalent Opiatabhängige aus einer stationären Opiatentzugsbehandlung wurden untersucht. Die Entgiftung wurde mit stufenweiser Reduktion einer vorgegebenen individuellen Methadondosis durchgeführt. Entzugsbeschwerden wurden mit psychotroper Begleitmedikation behandelt, insbesondere mit Clonidin. Der Hauptparameter für sympathische Aktivität war die Pulsrate der Patienten in den ersten 3 Tagen nach Beendigung der Methadongabe.

Ergebnisse: 24 von 39 Patienten waren Träger des 825T-Allels. Es fand sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Trägern (TT und CT) und Nicht-Trägern (CC) hinsichtlich der Erreichung eines drogenfreien Status (33 von 39 Patienten). An den ersten 2 Tagen nach Beendigung der Methadonmedikation zeigte sich die Pulsrate in der T-Allel-Gruppe (n=22) signifikant (p<0,05) gegenüber der C-Allel-Gruppe (n=11) erhöht (Tag1: 88,1 vs. 74,6 bpm; Tag2: 90,4 vs. 77,8 bpm). In der T-Allel-Gruppe erhielten 6 (Tag1) bzw. 7 Patienten (Tag2) Clonidin-Medikation, in der CC-Allel-Gruppe 1 Patient.

Diskussion: Die Anwesenheit des T-Allels des GNB3-Gens hat einen starken Einfluss auf die Pulsrate im Opiatentzug. Schon eine relativ kleine Anzahl von Patienten (n=33) war ausreichend, um diesem Effekt signifikant werden zu lassen. In der Summe scheint das GNB3-Gen ein vielversprechender Prädiktor der zu erwartenden Entzugssymptomatik von Opiatabhängigen in der Entgiftungsbehandlung zu sein.

Literatur: Lieb B, Bonnet U, Specka M, Augener S, Bachmann S, Siffert W, Scherbaum N. Intensity of opiate withdrawal in relation to the C825T-polymorphism of the G protein beta 3 subunit gene. Progress in Neuro-Psychopharmacology & Biological Psychiatry. In press.