Suchttherapie 2009; 10 - PO45
DOI: 10.1055/s-0029-1240475

Die Untersuchung der Topografie des Verhaltens bei der Beendigung des Rauchens – Endphase des Rauchens

RF Mucha 1, M Winkler 1, M WInkler 1, P Pauli 1, P Pauli 1, B Steppekohl 2, B Stippekohl 2, R Stark 2
  • 1Institut für Psychologie der Universität Würzburg, Würzburg
  • 2Bender Institut of Neuroimaging, Justus Liebig Universität, Giessen

Cues können das Belohnungssystem des Gehirns aktivieren und Craving und positiven Affekt induzieren. Reize aus der Endphase des Rauchens besitzen dagegen eine andere motivationale Wirkung, die der Cue-Reaktivität eventuell sogar entgegenwirken kann (Mucha et al. 2008; Stippekohl et al., unpublished). Basierend auf diesen Befunden ergeben sich neue Vorhersagen hinsichtlich der funktionellen Bedeutung von Reizen der Endphase bei der Regulation motivationaler und emotionaler Merkmale vorangegangener Phasen des Rauchrituals. Eine erste systematische Studie über Verhaltensweisen bei der Beendigung des Rauchens hatte zum Ziel, allgemeine Merkmale des Ausdrückverhaltens zu beschreiben sowie Methoden zu seiner Untersuchung zu entwickeln.

Insgesamt nahmen 37 gesunde Raucher teil. Die Probanden wurden mittels Digitalkameras zu mindestens zwei Zeitpunkten beim Rauchen und anschließendem Ausdrücken einer Zigarette gefilmt. Die Aufnahmen gingen nur dann in die Auswertung ein, wenn das Ausdrücken der Zigarette gut erkennbar war.

In den resultierenden 57 Filmaufnahmen zeigte sich eine deutliche Variabilität des Ausdrückmusters hinsichtlich der Fingerhaltung, der Bewegung des Zigarettenstummels im Aschenbecher und des Auftretens von Manipulationen, die nicht das Löschen der Glut betrafen. Das Ausdrücken der Zigaretten dauerte normalerweise unter 6 s (40/57), gelegentlich lag die Ausdrückdauer jedoch 2 bis 3 Standardabweichungen über dem Durchschnitt (M=5.48 s; SD=3.53 s). Sowohl bei der Bestimmung der Ausdrückdauer durch verschiedene Beurteiler als auch beim Vergleich innerhalb der Probanden zeigte sich eine hohe Übereinstimmung. Einzelne Probanden zeigten ein ungewöhnliches Ausdrückmuster, das auf obsessive Verhaltensweisen bei der Beendigung des Rauchens hinweist.

Die Ergebnisse dieser Studie sind mit einer Reihe anderer Befunde vereinbar, die darauf hinweisen, dass die Endphase des Konsums eine funktionelle Bedeutung in der motivationalen Architektur des Rauchrituals besitzt.

Unterstützung: DFG-Forschergruppe „Emotion und Verhalten: reflektive und impulsive Prozesse“.

Literatur: Mucha, R. F., Pauli, P, Weber, M., & Winkler, M. Smoking stimuli from the terminal phase of cigarette consumption may not be cues for smoking in healthy smokers. Psychopharmacology 201, 81-95 (2008)