Suchttherapie 2009; 10 - PO67C
DOI: 10.1055/s-0029-1240495

Existenzanalytische Kinotherapie in der stationären Suchtbehandlung

M Poltrum 1, R Leitner 1, M Musalek 1
  • 1Anton Proksch Institut, Wien, Österreich

Einleitung:

Im Anton Proksch Institut läuft derzeit eine Pilotstudie, welche die Möglichkeit und den Einfluss der Filmtherapie in der stationären Behandlung bei Abhängigkeitserkrankungen untersucht. Abgesehen von einigen wenigen Versuchen, Filme in der ambulanten Psychotherapie einzusetzen, gibt es derzeit nur vereinzelt Bemühungen, die Kinotherapie im stationären Gruppensetting anzuwenden (TEISCHEL 2007). Filme an einer Spezialklinik für Suchterkrankungen als therapeutische Medien einzusetzen, stellt ein völliges Novum dar.

Ziele:

Mit einer Reihe ausgewählter Filme, welche über die Handlungsvollzüge der FilmprotagonistInnen eine „gelingende Lebensveränderung“ zeigen, wird durch die gezielte Nachbesprechung einzelner Schlüsselszenen „positiv auf die Veränderungserwartung“ (GRAWE 1998) der PatientInnen Einfluss genommen. Da psychotherapeutische Interventionen bei Suchtkranken immer auch auf Veränderungen des Lebens, eine kognitive Umstrukturierung und Einstellungsmodulation zielen, wird über Filme bzw. deren psycho- und nooeduktive Nachbearbeitung auf die Erwartung einer gelingenden Lebensveränderung positiv Einfluss genommen.

Methodologisches Vorgehen:

Über einen Zeitraum von mehreren Wochen wurde im Anton Proksch Institut Wien jeweils am „Kinodienstag“über Großbildleinwand ein ausgewählter Film gezeigt und am darauf folgenden Tag nachbesprochen und analysiert. Mittels qualitativer Methoden, phänomenologischer und tiefenhermeneutischer Analyse bzw. deskriptiver Evaluation wurde die klinische Wirkung filmtherapeutischer Interventionen untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung:

Die ersten Daten der Pilotstudie deuten darauf hin, dass das Medium Film und die Nachbesprechung einzelner, veränderungsrepräsentativer Filmsequenzen die „noetischen Ressourcen“ (POLTRUM 2009) der PatientInnen aktivieren, positiv auf deren Affektlage und Zukunftshoffnung einwirken und es sich bei der Kinotherapie um ein wirkmächtiges, weiter auszudifferenzierendes Therapieverfahren handelt.