Suchttherapie 2009; 10 - PO70
DOI: 10.1055/s-0029-1240498

Cannabismärkte in Deutschland

I Kipke 1, S Flöter 1
  • 1IFT Institut für Therapieforschung, München

Hintergrund & Ziele: Cannabis ist mit einer 12-Monats-Prävalenz von 17,5% bei 18–24-Jährigen im Jahr 2006 (Kraus et al. 2007) die am häufigsten konsumierte illegale Droge in Deutschland. Vermehrte Sicherstellungen von Pflanzen und Plantagen seit Mitte der 1990er könnten ein Hinweis darauf sein, dass in Deutschland konsumiertes Cannabis nicht mehr vor allem aus Marokko bzw. den Niederlanden importiert, sondern zunehmend auch in Deutschland produziert wird (Bundeskriminalamt 2008b). Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Überblick über (eine mögliche Veränderung der) Cannabismärkte in Deutschland zu gewinnen. Dabei sollen die verfügbaren Informationen einerseits Aufschluss über die Herkunft, die Handelswege und den Vertrieb (Angebot), andererseits über die Vorlieben der Konsumenten (Nachfrage) geben. Methode: In erster Linie wird auf bewährte Quellen zurückgegriffen, die auch bei der jährlichen Berichterstattung der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) berücksichtigt werden, nämlich Daten des Bundeskriminalamtes (Bundeskriminalamt 2008a; 2008b; Bundesministerium des Innern 2008; Zerell et al. 2008) und des Statistischen Bundesamtes (Statistisches Bundesamt 2007). Zusätzlich wurden eine Internetrecherche zum Angebot bei deutschen Head- und Growshops sowie eine Befragung unter Patienten mit einer Cannabisdiagnose in ambulanter Behandlung zu ihren Konsumvorlieben durchgeführt. Ergebnisse: Anhand der vorliegenden Informationen wird ein Überblick über die Datenlage zu Cannabismärkten in Deutschland gegeben (und auf Limitationen hingewiesen). Diskussion und Ausblick: Die erhobenen und verfügbaren Daten sind sehr selektiv. Z.B. lassen sich kaum Aussagen über den Großhandel treffen. Angaben über Menge und Reinheit von Sicherstellungen unterliegen hohen Schwankungen. Die Befragung zu den Vorlieben der Konsumenten ist nicht repräsentativ, entsprechende Items sollten in bestehende Repräsentativumfragen integriert werden.

Literatur: Bundeskriminalamt (2008a). Rauschgiftkriminalität. Bundeslagebild 2007 - Tabellenanhang. Wiesbaden: Bundeskriminalamt. Bundeskriminalamt (2008b). Rauschgift Jahreskurzlage 2007. Daten zur Rauschgiftkriminalität in der Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden: Bundeskriminalamt. Bundesministerium des Innern (2008). Polizeiliche Kriminalstatistik 2007. Die Kriminalität in der Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden: BKA. Kraus, L., Pfeiffer-Gerschel, T., & Pabst, A. (2007). Cannabis und andere iIllegale Drogen: Prävalenz, Konsummuster und Trends. Ergebnisse des Epidemiologischen Suchtsurveys. Sucht 54 (Sonderheft 1) 16-25. Statistisches Bundesamt (2007). Rechtspflege - Strafverfolgung 2006. Fachserie 10, Reihe 3. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt. Zerell, U. & Thalheim, J. (2008). Statistisches Auswerteprogramm Rauschgift (SAR). Zusammenfassung für das Bundeslagebild Rauschgift 2007. Wiesbaden: Bundeskriminalamt Kriminaltechnisches Institut.