Pneumologie 2009; 63(9): 475
DOI: 10.1055/s-0029-1241098
Pneumo-Fokus

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Pneumonie - Pneumonierisiko durch säure-hemmende Medikamente?

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Publication Date:
17 September 2009 (online)

 

Obwohl es außerhalb der Intensivmedizin keine evidenz- oder leitliniengestützte Rationale dafür gibt, erhalten Patienten im Krankenhaus sehr häufig prophylaktisch Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Ob durch die damit verbundene Veränderung des Magensaftmilieus und Keimspektrums das Risiko für eine nosokomiale Pneumonie steigt, untersuchten S. J. Herzig et al. JAMA 2009; 301: 2120 – 2128

In einem großen universitären Krankenhaus in Boston flossen zwischen Januar 2004 und Dezember 2007 die Daten von 63 878 stationären Aufnahmen in die prospektive Kohortenstudie ein. Ausschlusskriterien waren ein Aufenthalt auf der Intensivstation von unter 3 Tagen. Primärer Endpunkt war die Entstehung einer nosokomialen Pneumonie. Der Gebrauch säurehemmender Medikamente war als die Verschreibung von PPI oder H2-Rezeptorantagonisten definiert.

Eine Pneumonie trat bei 4,9 % der mit säurehemmenden Medikamenten behan-delten Patienten auf – im Gegensatz zu 2 % bei Patienten, die eine derartige Medikation nicht erhielten (OR = 2,6). Nach Korrektur auf potenziell verfälschende Einflussgrößen blieb der Unterschied statistisch signifikant, die OR verminderte sich aber auf 1,3. Das heißt, das Pneumonierisiko stieg in der untersuchten Patientenkohorte durch säurehemmende Medikation um 30 % an. Eine Subgruppenanlyse zeigte, dass das Pneumonierisiko lediglich in der PPI-Gruppe deutlich zunimmt, in der Subgruppe der mit H2-Rezeptorantagonisten behandelten Patienten war der Anstieg nicht deutlich, was auch an der für eine statistisch signifikante Aussage zu kleinen Untergruppe liegen könnte. Limitationen der Studie sind einerseits die Tatsache, dass die Pneumoniediagnose lediglich der ICD-9-Verschlüsselung und keiner Sichtung der Patienten oder ihrer Akten entstammt und andererseits der zeitliche Zusammenhang zwischen Gabe der säurehemmenden Medikation und der Pneumoniediagnose methodenbedingt etwas unscharf bleibt.

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