Z Gastroenterol 2009; 47 - P053
DOI: 10.1055/s-0029-1241304

Antimutagene Wirkung von Escherichia coli Nissle 1917 gegenüber verschiedenen mutagenen Substanzen

U Sonnenborn 1, S Dubbert 1, D Janosch 1, H Linke 1, K Eiteljörge 1, M Magnus-Werner 1, H Müller 1, L Schulze 2, T Stroff 1
  • 1Ardeypharm GmbH, Biologische Forschung, Herdecke, Germany
  • 2Ardeypharm GmbH, Klinische Forschung, Herdecke, Germany

Einleitung: In randomisierten klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass Escherichia coli Stamm Nissle 1917 (EcN) in der Remissionserhaltung der Colitis ulcerosa ebenso effektiv ist wie der Behandlungsstandard mit Mesalazin. Es wird angenommen, dass Mesalazin das Risiko für die Entwicklung des Kolonkarzinoms bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen reduziert. In der Fachliteratur finden sich ebenfalls Hinweise auf die antimutagene Wirkung probiotischer Bakterienstämme der Gattungen Bifidobacterium oder Lactobacillus auf verschiedene mutagene Substanzen.

Ziele: Ziel der Studie war es die antimutagene Wirkung des mikrobiellen Antiphlogistikums EcN nachzuweisen.

Methodik: Der Nachweis erfolgte mittels zweier Standard-Testmethoden, dem Ames-Test und dem Comet-Assay. Im Ames-Test wurden als Kontrollstämme auxotrophe Mutanten von Salmonella typhimurium und E. coli verwendet. Die Bestimmung von DNA-Schäden durch mutagene Substanzen in eukaryontischen Zellen wurde im Comet-Assay an Caco-2-Zellen untersucht. Beispielhaft für eine Reihe potentiell kanzerogener Substanzen sind im Amest-Test 4-Nitroquinolin-1-oxid (NQO) und Benz(a)pyren (B(a)P) sowie im Comet-Assay 4-Nitroquinolin-1-oxid (NQO) und Wasserstoffperoxid (H2O2) eingesetzt worden. Die Testsubstanzen wurden in beiden Tests entweder mit lebenden EcN-Bakterien, Hitze-inaktivierten EcN-Bakterien oder mit einem zellfreien Überstand einer EcN-Kultur vorinkubiert. Nach Sterilfiltration der Kulturansätze wurde der Überstand auf seine verbleibene mutagene Wirkung hin überprüft.

Ergebnis: EcN besitzt selbst keine mutagene Wirkung. Lebende EcN-Bakterien reduzieren die mutagene Wirkung von NQO, B(a)P und H2O2 dosisabhängig. Die antimutagene Wirkung von EcN gegenüber NQO korreliert mit einem Shift im UV/VIS-Absorptionsspektrum von NQO. Dies deutet auf eine mögliche Transformation von NQO durch EcN hin.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass EcN eine antimutagene Wirkung gegenüber potentiell kanzerogenen Substanzen wie NQO, B(a)P und H2O2 besitzt. Diese neuartige Wirkung von EcN könnte auch für Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, z.B. Colitis ulcerosa, von Nutzen sein.