Z Gastroenterol 2009; 47 - P057
DOI: 10.1055/s-0029-1241308

Sonderfall Kleinkinder: Der Einfluss von Alter und Geschlecht auf die Entzündungslokalisation bei Morbus Crohn im Kindesalter

A Timmer 1, P Rzehak 1 W Lohr 1, Arbeitsgruppe CEDATA der Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung
  • 1Helmholtz Zentrum München, Institut für Epidemiologie, Neuherberg, Germany

Das Erkrankungsmuster von Morbus Crohn bei Kindern unterscheidet sich je nach Alter, z.B. als Ausdruck einer unzureichenden immunologischen Differenzierung im Dünndarm im Kleinkindalter. Allerdings ist die Erkrankung in diesem Alter sehr selten, so dass bisherige Untersuchungen durch zu geringe Fallzahlen beeinträchtigt waren.

Ziel war, den Einfluss von Alter und Geschlecht auf die Entzündungslokalisation bei Morbus Crohn mittels unterschiedlicher statistischer Methoden zu untersuchen.

Eingeschlossen wurden alle Kinder mit Morbus Crohn aus dem deutschsprachigen CED-Register (CEDATA) im Alter 0–16. Alter wurde a) nach Transformation als kontinuierliche Variable (ANOVA) und b) gruppiert (4 Gruppen) untersucht. Entzündungslokalisation wurde auf der Basis der Montreal-Klassifikation in der ANOVA, sowie jeweils dichotom als unabhängige Variable in einer logistischen Regression eingesetzt (nur Dickdarm, nur Dünndarm, nur oberer GI-Trakt). Beide Analysen waren für Geschlecht und Größe der Meldeambulanz kontrolliert.

1064 Kinder wurden eingeschlossen. Das mittlere Alter war wie folgt: L1 (Dünndarm): 13,8 Jahre, L2 (Dickdarm): 12,2, L3 (kombinierter Befall) 12,9, L 4 (nur oberer GI-Trakt) 12,3. Die Unterschiede zwischen L1 und L2 (p<0,001) und L1 und L3 (p=0,02) waren statistisch signifikant. Allerdings war eine signifikante Interaktion mit der Meldeambulanzgröße feststellbar. Das Risiko für einen Dünndarmbefall war sehr gering für kleine Kinder (0–5J. OR 0,19, 95% CI 0,06 bis 0,63) und stieg mit zunehmendem Alter (6–10J. OR 0,48, 95% CI 0,30 bis 0,77; 11–13J. OR 0,58, 95% CI 0,40 bis 0,97; Bezug: 14–16J.). Mädchen hatten signifikant seltener einen isolierten Befall des oberen GI-Traktes (OR 0,13, 95% CI 0,03 bis 0,54).

Ob ein Dünn- oder Dickdarmbefall vorliegt, ist abhängig vom Alter, nicht vom Geschlecht, während ein Befall des oberen GI-Traktes vom Geschlecht, aber nicht vom Alter abhängt. Wir untersuchen nun, ob sich diese Beziehung im Verlauf der Erkrankung ändert und wie die Abhängigkeit von der Art der Meldeambulanz zu interpretieren ist.