Z Gastroenterol 2009; 47 - P059
DOI: 10.1055/s-0029-1241310

Versorgungswirklichkeit in der ambulanten Behandlung der Colitis ulcerosa

W Kruis 1, CARE-Studiengruppe
  • 1Evangelisches Krankenhaus Kalk, Innere Medizin, Köln, Germany

Einleitung: Verschiedene Untersuchungen zeigen eine hohe Variabilität in der Therapie der Colitis ulcerosa (CU), insbesondere in der Verordnung der Standardsubstanz Mesalazin. Unklar ist, inwieweit und wie schnell Leitlinien und neue Studienergebnisse Eingang in die Therapie finden.

Ziele: Das therapeutische Vorgehen bei CU in verschiedenen Situationen darzustellen, die Übereinstimmung mit Leitlinien zu prüfen und zu analysieren, in welcher Zeit sich das Verordnungsverhalten entsprechend neuen Studienergebnissen ändert.

Methodik: In einer nicht-interventionellen Studie dokumentierten 107 gastroenterologische Praxen von Sept. 2007 bis Juli 2008 prospektiv und standardisiert die Behandlung bei CU.

Ergebnisse: Es wurden 360 Patienten mit CU (14–83 Jahre, Median: 43 Jahre), davon 49,2% weiblich, dokumentiert. Die Schubtherapie (n=203) war in 35,5% Ersttherapie, in 28,6% erfolgte sie bei bekannter CU ohne vorherige Remissionstherapie, in 36% unter Medikation (72,6% Mesalazin oral, 24,7% rektal, 32,9% Steroide, 20,5% Azathioprin (Mehrfachnennungen). Mesalazin wurde in 70% oral, in 30% oral+rektal eingesetzt, oral 2,96g (1,5–5g), rektal 1,55g (0,25–10g). Die Einnahme erfolgte 1–4x, Retardgranulat meist 2x, Tabletten meist 3x/Tag. Die Einmalgabe wurde bis Okt. 2007 in 5,9%, im Nov./Dez. in 7,9%, im Jan./Feb. 2008 in 26,2% und März-Mai in 46,8% der Neu-Verordnungen eingesetzt. In der Remission (n=157) wurde Mesalazin in 87,9% oral, in 12,1% oral+rektal verordnet, oral 2,12g (1–4g), rektal 0,83g (0,25–2g, n=19). Die Einnahme erfolgte 1–3x, Retardgranulat meist 1x, Tabletten meist 3x tgl. Die Einmalgabe wurde bis Okt. 2007 in 16,7%, im Nov./Dez. 2007 in 34,7%, im Jan./Feb. 2008 in 54,3% und März-Mai in 58% der Neu-Verordnungen eingesetzt. Die Therapieplanung orientierte sich in 80,8% an ärztlicher Erfahrung, 67% an Leitlinien, 50% an Fortbildung/Empfehlung und 20% an aktuellen Studiendaten.

Schlussfolgerungen: In dieser prospektiven Beobachtungsstudie wurde Mesalazin überwiegend differenziert und leitliniengerecht eingesetzt. Die Verordnung orientierte sich an aktuellen Studienergebnissen (tägliche Einmalgabe). Ob dieses Vorgehen der allgemeinen Wirklichkeit entspricht, bleibt offen. Eine strukturierte Dokumentation geht jedenfalls mit evidenzbasierter Therapie einher.