Z Gastroenterol 2009; 47 - P115
DOI: 10.1055/s-0029-1241366

Genetische Inaktivierung des proximalen Fanconi Anämie Signalwegs im Hepatozellulären Karzinom als Ansatz für individualisierte therapeutische Behandlungsstrategien

A Palagyi 1, K Neveling 2, U Plinninger 1, A Ziesch 1, E de Toni 1, A Rizzani 1, B Göke 1, D Schindler 2, E Gallmeier 1
  • 1LMU München, Campus Großhadern, Medizinische Klinik II, München, Germany
  • 2JMU Würzburg, Biozentrum, Institut für Humangenetik, Würzburg, Germany

Einleitung: Inaktivierung des Fanconi Anämie (FA) Signalwegs durch Defekte in einem von 13 FA Genen tritt somatisch in verschiedenen Tumoren auf und sensitiviert diese gegenüber DNA-quervernetzenden Substanzen (Interstrand-Crosslinker, ICL). Tumore mit FA-Defekten stellen daher eine interessante Zielstruktur für individualisierte Therapieansätze dar.

Ziele: Eine Inaktivierung des FA-Signalweges wurde bereits in verschiedenen Tumorentitäten nachgewiesen. Abgesehen vom Pankreaskarzinom existieren allerdings kaum Daten zu Prävalenz und pharmakogenetischen Auswirkungen einer FA-Inaktivierung in gastrointestinalen (GI) Tumoren.

Methodik: 49 etablierte GI-Zellinien, u.a. aus hepatozellulären, gastrischen und kolorektalen Tumoren, wurden mittels Western Blotting zum Nachweis einer FANCD2-Monoubiquitinierung (FANCD2-mUb) und mittels Immunfluoreszenz zum Nachweis einer nukleärer Fokusformation (FF) auf FA-Inaktivierung hin untersucht. Die Funktionalität des proximalen FA-Signalwegs wurde dabei über FANCD2-mUb und FANCD2-FF, die des distalen FA-Signalwegs über nukleäre RAD51-FF evaluiert. Konsekutiv wurden Zellinien mit FA-Inaktivierung deskriptiv hinsichtlich des zugrundeliegenden FA-Defekts (Komplementationsanalyse, direkte Sequenzierung) und funktionell hinsichtlich ihrer Chemosensitivität charakterisiert (Zellzyklusanalyse, Proliferationsassays).

Ergebnis: Während die RAD51-FF in allen getesteten Linien intakt war, identifizierten wir eine bislang nicht beschriebene hepatozelluläre Zellinie mit defekter FANCD2-mUb und defekter FANCD2-FF. Die proximale FA-Inaktivierung in dieser Linie ließ sich auf eine FANCC-Mutation mit Loss of Heterozygosity zurückführen und bewirkte im Vergleich zu anderen hepatozellulären Karzinomlinien eine spezifische Hypersensitivität gegenüber ICL-Substanzen, nicht aber gegenüber anderen Chemotherapeutika.

Schlussfolgerung: Da es für die Behandlung inoperabler Patienten mit hepatozellulärem Karzinom mittels transartieller Chemoembolisation bislang keinen klaren Konsens zur Wahl des zu verwendenden Chemotherapeutikums (ICL-Substanzen vs. non-ICL Substanzen) gibt, könnte die Untersuchung des FA-Signalwegs in diesen Tumoren einen vielversprechenden Ansatz zur individualisierten Tumortherapie darstellen.