Z Gastroenterol 2009; 47 - P156
DOI: 10.1055/s-0029-1241406

Präsidentenposter: Pharmakologische und funktionelle Charakterisierung der nerval vermittelten Epithelantworten im Humandarm in vitro

D Krüger 1, F Zeller 2, R Langer 3, M Schemann 1
  • 1Technische Universität München, Freising, Germany
  • 2Klinikum Freising, Freising, Germany
  • 3TU München, München, Germany

Einleitung: Nerval vermittelte Sekretion im Darm wurde eingehend bei Versuchstieren untersucht; es existieren jedoch nur wenige Studien an Humanpräparaten.

Ziele: Einfluss von Alter, Geschlecht, Region und Diagnose sowie die Beteiligung von Ionenkanäle und Mediatoren auf nerval vermittelte Antworten und Gewebewiderstand wurden untersucht.

Methodik: Kurzschlussstrom (Isc) und Widerstand wurden in 1023 Mukosa/Submukosa Präparaten von 222 Patienten mit der Ussing Kammer Voltage Clamp Technik analysiert. Nerval vermittelte Antworten wurden durch elektrische Feldstimulation (EFS) induziert.

Ergebnisse: EFS induzierte eine reproduzierbare, von der Stimulusstärke (20–80V) abhängige Erhöhung des Isc, die durch das Nervengift TTX blockierbar war. Weder der Gewebewiderstand noch die Amplitude der EFS Antworten waren mit Alter (17–89J) oder Geschlecht der Patienten (n=217) korreliert. Die Amplituden der EFS Antworten waren im Dünn- und Dickdarm ähnlich (27±4 vs. 26±1µA/cm2, n=221) und unterschieden sich nicht zwischen den 5 Dickdarmregionen (n=187). Der Widerstand im Dünndarm war niedrigeren als im Dickdarm (n=214). Die Diagnose hatte keinen Einfluss, da Stimulierbarkeit und Widerstände von Karzinom-, Divertikulitis- und Polyposispräparaten vergleichbar waren. Der Na-K-Cl-Kotransport-Blocker Bumetanide und der cAMP Blocker MDL12330A hemmten die EFS Antwort (44±8 vs. 26±4µA/cm2, n=11, p<0,05; 21±5 vs. 7±2µA/cm2 n=8, p<0,05). Der ENaC Blocker Amiloride verstärkte die EFS Antwort (19±5 vs. 33±7µA/cm2, n=14, p<0,05). Blockade der PG Synthese, TRPV1, TRPA1 und NK1, NK2 und NK3 Rezeptoren hatte keinen Einfluss. Atropin hemmte die EFS Antwort um 30% (n=15).

Schlussfolgerung: Erstmals wurden in einer großen Zahl von Humanpräparaten nerval induzierte Epithelantworten systematisch untersucht. Die Antworten waren in verschiedenen Darmregionen vergleichbar und unabhängig von der Diagnose. Entgegen der allgemeinen Annahme hatte das Alter der Patienten keinen Einfluss auf Stimulierbarkeit und Gewebewiderstand. EFS Antworten wurden durch das enterische Nervensystem ohne TRPV1 oder TRPA1 Aktivierung auf viszeralen Afferenzen vermittelt. Im Gegensatz zu Befunden in Tiermodellen wurden nerval vermittelte Antworten in Humanpräparaten primär durch nicht-cholinerge Mechanismen vermittelt.