Z Gastroenterol 2009; 47 - P312
DOI: 10.1055/s-0029-1241560

Prävention des virologischen Relapse bei HCV Typ 1: Wer profitiert von der Therapieverlängerung auf 72 Wochen?

KP Puchner 1, K Neumann 2, M von Wagner 3, C Sarrazin 3, H Hinrichsen 4, T Gerlach 5, P Buggisch 6, T Goeser 7, J Rasenal 8, WE Schmidt 9, H Klinker 10, U Spengler 11, U Alshuth 12, S Zeuzem 3, T Berg 13
  • 1Charite, Campus Virchow Klinikum, Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie, Berlin, Germany
  • 2Charite Campus Mitte Institut für medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Berlin, Germany
  • 3Klinikum der J.W. Goethe-Universität, Frankfurt, Germany
  • 4Klinikum der Christian-Albrechts-Universität, Kiel, Germany
  • 5Klinikum der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Germany
  • 6Medizinische Universitätsklinik Eppendorf, Hamburg, Germany
  • 7Medizinische Klinik IV, Universität zu Köln, Köln, Germany
  • 8Medizinische Universitätsklinik Freiburg, Feriburg, Germany
  • 9Medizinische Universitätsklinik St. Josefs Hospital, Bochum, Germany
  • 10Klinikum der Universität Würzburg, Würzburg, Germany
  • 11Medizinische Universitätsklinik II Bonn, Bonn, Germany
  • 12Roche Grenzach, Grenzach, Germany
  • 13Universitätsklinikum Charité, Campus Virchow-Klinikum, Berlin, Germany

Trotz Verlängerung der Therapiedauer auf 72 Wochen erleiden ca. 35% der Patienten mit langsamer virologischer Response einen Relapse. Welche zusätzlichen Faktoren einen Einfluss auf die Relapserate haben ist bisher nicht ausreichend evaluiert. Ziel dieser Studie war es den Effekt der Therapiedauer in Abhängigkeit von der Viruskinetik, der Ausgangsviruslast sowie der Ribavirindosis auf die Relapserate zu untersuchen.

Methoden: Im Rahmen einer randomisierten Studie wurden 455 HCV-Typ 1-infizierte Patienten über 48 bzw. 72 Wochen mit 180µg Peg-IFNa-2a plus 800mg Ribavirin behandelt. Um den tatsächlichen Effekt der Therapiedauer auf die Relapserate zu erfassen, wurden nur Patienten mit virologischer Response am Therapieende anaylsiert, die mindestens 80% der geplanten Peg-IFNa-2a- und Ribavirin-Dosis über die geplante Therapiedauer (±4 Wochen) erhalten hatten (n=299).

Ergebnisse: Patienten mit langsamer virologischer Response (HCV-RNA zur Woche 12 >50 IU/ml) profitierten signifikant von der Therapieverlängerung mit einer Reduktion der Relapserate von 71% auf 33% (Δ37%;72 vs. 48 Wo; p=0,005). Dieser positive Effekt zeigte sich vor allem bei Patienten, die eine niedrige Ribavirindosis (<10,6mg/kg) erhalten hatten (Δ53%; 31% vs. 84%; p=0,004). Bei einer Ribavirindosis von >10,6mg/kg war der Effekt geringer ausgeprägt (Δ15%; 35% vs. 50%). Die Relapseraten betrugen bei niedriger Viruslast (<400.000 IU/ml) 11% vs. 80%; (72 vs. 48 Wo; Δ79%; p=0,023) und bei ≥400.000 IU/ml 43% vs. 69% (Δ26%). Bei frühen virologischen Respondern (HCV-RNA Wo 12 <50 IU/ml) konnte keine signifikante Reduktion der Relapserate durch die Therapieverlängerung erzielt werden (12,5% vs. 13%; 72 vs. 48 Wo) und auch die Ribavirindosis hatte keinen Einfluss auf die Relapsewahrscheinlichkeit. Bei niedriger Viruslast zeigte sich eine Reduktion der Relapserate um Δ7,5% (0% vs. 7,5%) nicht jedoch bei Patienten mit hoher Virämie (20,5% vs. 17,5%).

Schlussfolgerung: Für eine optimierte Steuerung der Therapiedauer mit dem Ziel der Senkung des Relapserisikos müssen neben der Viruskinetik weitere Faktoren (Viruslast, Ribavirindosis) berücksichtigt werden. Interessanterweise profitieren von einer Verlängerung der Therapiedauer insbesondere Patienten mit niedriger Ausgangsviruslast.