Z Gastroenterol 2009; 47 - P381
DOI: 10.1055/s-0029-1241627

Häufigkeit neoplastischer Läsionen im Kolon bei der symptomatischen Koloskopie: Ein online-gestützter Vergleich mit der Vorsorgekoloskopie

I Blumenstein 1, W Tacke 2, C Weber 2, H Bock 2, V Heuzeroth 3, O Schröder 1
  • 1Universitätsklinikum Frankfurt am Main, Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung, Frankfurt am Main, Germany
  • 2Qualitätszirkel Gastroenterologie in Hessen, Frankfurt am Main, Germany
  • 3Taunus BKK, Frankfurt am Main, Germany

Einleitung: Bei der Vorsorgekoloskopie werden bei etwa jedem 4. Patienten Polypen detektiert.

Das Ziel der vorliegenden Studie war es, prospektiv die Häufigkeit neoplastischer Veränderungen bei Patienten, die sich aufgrund malignitätssuspekter Symptome (Blut im Stuhl, Änderung der Stuhlgewohnheiten, abdominelle Schmerzen, Gewichtsverlust) einer Koloskopie unterzogen, zu ermitteln und diese mit Ergebnissen aus der Vorsorgekoloskopie zu vergleichen.

Methodik: Die Erhebung erfolgte von 1.10.2008 bis 15.03.2009 mittels einer online-basierten Dokumentation im Rahmen eines integrierten Versorgungsprojektes der BKK Taunus mit 49 gastroenterologischen Praxen in Hessen, die im Qualitätszirkel Gastroenterologie in Hessen organisiert sind, sowie der Universitätsklinik Frankfurt am Main. Insgesamt konnten 773 (358 Frauen, 415Männer) altersgematchte (≥55 Jahre) Datensätze aus der symptomatischen mit 65891 Erhebungen aus der Vorsorgekoloskopie verglichen werden.

Ergebnisse: Männer stellten sich häufiger erst aufgrund von Symptomen zu einer Koloskopie vor (53% vs. 43%). Bei 27% der Patienten mit Symptomen vs. 28,2% derjenigen, die sich einer Vorsorgekoloskopie unterzogen hatten, wurden Polypen gefunden (RR 1,05, Teststärke 0,97 für ein Δ von max. 5%). Entsprechend der geschlechtsspezifischen Verteilung der Polypendetektion im Rahmen einer Vorsorgekoloskopie fanden sich auch bei der symptomatischen Koloskopie bei Männern signifikant häufiger Polypen als bei Frauen (33,5% vs. 19,8%, p<0,001). Darüber hinaus wurde der mögliche Einfluss der Rückzugszeit auf die Detektionsrate von Polypen ausgewertet. Eine Rückzugszeit >10 Minuten führte hierbei zu einer höheren Detektionsrate von Polypen (41,4% vs. 17,5% bei einer Rückzugszeit <10 Minuten, RR 0,42).

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Daten zeigen, dass das Vorliegen malignitätssuspekter klinischer Symptome keinen Einfluss auf die Häufigkeit neoplastischer Veränderungen im Kolon bei Patienten, die älter als 55 Jahre alt sind, hat. Unsere Ergebnisse unterstreichen damit die herausragende Bedeutung der Vorsorgekoloskopie in der Prävention des kolorektalen Karzinoms.