Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6(3): 178-179
DOI: 10.1055/s-0029-1242087
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Mammakarzinom - Hormonersatztherapie: Tibolon erhöht Rezidivrisiko beim Mammakarzinom

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Publication Date:
15 October 2009 (online)

 

Erhalten Brustkrebspatientinnen eine Hormonersatztherapie mit Tibolon, so steigt ihr Risiko für Rezidive und Metastasen um 40 %. Zu diesem Ergebnis kommt die LIBERATE-Studie, die M. Untch et al. nun in einer Übersicht vorstellten. Geburtsh Frauenheilk 2009; 69: 199-201

Da Mammakarzinome am häufigsten im perimenopausalen Alter auftreten, leiden die Patientinnen oft unter klimakterischen Symptomen, die durch die adjuvante Therapie noch verstärk werden können. Ebenso kann es auch zu einem Knochenverlust kommen. Das synthetische Steroid Tibolon, das in 90 Ländern zur Behandlung klimakterischer Beschwerden und in 45 Ländern zur Osteoporoseprophylaxe zugelassen ist, kann diese beiden Symptome verhindern. Bereits in der Vergangenheit war die Hormonersatztherapie beim Mammakarzinom kontrovers diskutiert worden, da sie das Rezidiv- und Metastasierungsrisiko erhöhen kann. Wie dies für Tibolon aussieht, wurde bisher widersprüchlich beurteilt.

So untersuchte die prospektive, randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte LIFT-Studie (Long Term Intervention on Fractures with Tibolon) den Einfluss von Tibolon auf Fraktur-, kardiovaskuläres, Mammakarzinom- und Endometriumkarzinomrisiko bei 4538 Patientinnen über 60 Jahre. Im Jahr 2006 wurde die Studie abgebrochen, da sich im Verumarm ein 2,19fach erhöhtes Schlaganfallrisiko zeigte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Tibolon das Risiko für vertebrale Frakturen um 45 %, das für nicht vertebrale Frakturen um 26 % senken können. Das Mammakarzinomrisiko war um relative 68 % gesunken, allerdings bei sehr geringen Fallzahlen (19 vs. 6 Fälle).

Die LIBERATE-Studie untersuchte an 3098 Brustkrebspatientinnen mit klimakterischen Symptomen den Einfluss von Tibolon auf das Mammakarzinom- und Rezidivrisiko nach adjuvanter Therapie. Die Teilnehmerinnen mit einem medianen Alter von 52,7 Jahren wurden randomisiert auf 2 Gruppen verteilt und erhielten täglich entweder 2,5 mg Tibolon (n = 1556) oder Placebo (n = 1542). Bei Patientinnen mit gemessener Knochendichte stieg diese verglichen mit dem Eingangswert unter Tibolon im Bereich der Wirbelsäule um signifikante 3,3 % und im Bereich der Hüfte um signifikante 2,9 % an. Die Frakturraten betrugen bei normaler Basisknochendichte unter Tibolon 5 % und unter Placebo 8 %, bei vorbestehender Osteopenie 11 % (Tibolon) und 17 % (Placebo). Bestand bereits eine Osteoporose, lagen diese Raten bei 4 % (Tibolon) und 20 % (Placebo). Dagegen stieg das Rezidivrisiko für ein Mammakarzinom unter Tibolon um 40 % an, das für Metastasen um 38 %. Bei Patientinnen mit rezeptorpositivem Tumor erhöhte sich die Rezidivrate um 56 %, bei rezeptornegativen Karzinomen um 15 % (hier allerdings mit breitem Konfidenzintervall und ohne Angabe eines p-Wertes). Nahmen die Teilnehmerinnen Tamoxifen ein, stieg das Rezidivrisiko um 25 %, unter Aromatasehemmern auf das 2,42fache. Die Rezidivrate erhöhte sich unter Tibolon insbesondere bei Patientinnen mit normaler Knochendichte im Vergleich zu Patientinnen mit niedriger Knochendichte.

Eine Hormonersatztherapie erhöht bei Brustkrebspatientinnen unter Umständen das Rezidiv- und Metastasierungsrisiko (Bild: uppercut, Symbolbild).

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