Klin Monbl Augenheilkd 2009; 226 - R4
DOI: 10.1055/s-0029-1243526

Die Rolle des Timing in der Behandlung schwerster Augenverletzungen

WF Schrader 1, 2, D Pröll 2
  • 1Nürnberg – Maximilians-Augenklinik
  • 2Würzburg – Universitäts-Augenklinik

Die anatomischen und funktionellen Ergebnisse nach sehr schweren Augenverletzungen wie Perforationen und Rupturen mit Beteiligung postäquatorialer Strukturen werden durch eine sehr früh einsetzende proliferative Vitreoretinopathie (PVR), die schon in den ersten Tagen zu Traktionsmembranen und Netzhautablösungen führt, beeinträchtigt. Wir haben deshalb 71 Perforationen und Berstungen, die im Zeitraum 1996–2005 an der Universitätsaugenklinik Würzburg behandelt wurden, retrospektiv ausgewertet. In 18 Fällen wurde keine Pars-plana-Vitrektomie (PPV) vorgenommen, da sie als unnötig oder nutzlos eingestuft wurde. Unter den 27 Patienten, die innerhalb von 100 Stunden nach Verletzung vitrektomiert wurden, konnten 6 Monate nach Verletzung 9/27 Patienten (33%) ein Visus von mindestens 0,1 erreichen. 11% (3/27) der Augen blieben andererseits blind, wurden phthitisch oder mussten enukleiert werden. Wurde die PPV später als 100 Stunden nach Verletzung vorgenommen, konnte 6 Monate nach Verletzung nur in 3/31 Fällen (10%) ein Visus von mindestens 0,1 erreicht werden. 26% (8/31) der Augen blieben andererseits blind, wurden phthitisch oder mussten enukleiert werden. Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich offenbar mit einer sekundären internen Rekonstruktion innerhalb einer 100-Stunden-Frist eine häufig später nur noch schwer zu beherrschende PVR-Ablatio oft erfolgreich vermeiden lässt. Diese Ergebnisse scheinen sich in einer gegenwärtig durchgeführten prospektiven, multicentrischen Studie zu bestätigen.