Rofo 2010; 182(1): 7
DOI: 10.1055/s-0029-1246247
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Strahlung - Sehr hohe Strahlenbelastung durch bildgebende Verfahren

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Publication Date:
18 January 2010 (online)

 

Experimentelle und epidemiologische Daten weisen auf Zusammenhänge zwischen niedrig dosierter ionisierter Strahlung und der Entstehung von Leukämien und Tumoren hin. Aus diesem Grund unterstehen Personen mit regelmäßiger Exposition einem Monitoring. Angesichts des zunehmenden Gebrauchs verschiedenster bildgebender Verfahren ist es an der Zeit, auch für Patienten die effektive Strahlendosis zu evaluieren. N Engl J Med 2009; 361: 849-857

Im Rahmen ihrer retrospektiven Kohortenstudie ermittelten Fazel et al. anhand von Daten der "United Healthcare"-Organisation Patienten im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, die sich bildgebender Verfahren mit Strahlenexposition unterziehen mussten. Für jeden Patienten wurde entsprechend des durchgeführten Verfahrens die effektive Strahlendosis abgeschätzt und in niedrige (≤ 3 mSv), moderate (3-20 mSv), hohe (20-50 mSv) bzw. sehr hohe (> 50 mSv) jährliche effektive Strahlendosis eingeteilt.

Insgesamt konnten 952 420 Patienten aus 5 Regionen der USA (Arizona, Dallas, Orlando, Florida, South Florida, Wisconsin) mit einem Durchschnittsalter von 35,6 ± 23,0 Jahren, darunter 52,4 % Frauen, ermittelt werden. Während der 3-jährigen Studiendauer wurden 3 442 111 bildgebende Verfahren mit Strahlenexposition an 655 613 Patienten (68,8 %) durchgeführt, was einem Durchschnitt von 1,2 ± 1,8 Verfahren/Patient/Jahr entspricht. Die durchschnittliche kumula-tive effektive Strahlendosis betrug 2,4 ± 6,0 mSV/Verfahren/Jahr. Wobei sich der Anteil an Patienten, die sich diesen Verfahren unterziehen mussten, und somit auch ihre durchschnittliche Dosis bezüglich Alter, Geschlecht und Ort der "Healthcare"-Einrichtung variierte.

So hatten insbesondere ältere (85,9 %) im Vergleich zu jüngeren Patienten (49,5 %) und Frauen (78,7 %) im Vergleich zu Männern (57,9 %) häufiger mindestens 1 bildgebendes Verfahren mit Strahlenexposition im Verlauf der Studie. Für die anfallende jährliche effektive Strahlendosis fielen pro 1000 Verfahren 193,8 moderate Expositionen, 18,6 bzw. 1,9 hohe bzw. sehr hohe Expositionen an. Mit zunehmendem Alter der Patienten konnte ein Anstieg der kalkulierten Strahlendosis vermerkt werden. So stieg die jährliche Rate hoher Exposition von 4,9/1000 Verfahren bei den 18- bis 34-Jährigen auf 52,7/1000 Verfahren bei den 60- bis 64-Jährigen. Je nach angewendetem Verfahren waren die Strahlenbelastungen unterschiedlich. Am höchsten war die Exposition bei der Myokardperfusionsszintigrafie und beim CT von Abdomen, Becken und Brustkorb, die zusammen für 75,4 % der kumulativen effektiven Dosis verantwortlich waren. 81,8 % der totalen effektiven Dosis fiel bei ambulanten Patienten an.

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