Claire Kane Miller und J. Paul Willging liefern einen ausführlichen Überblick über
die verschiedenen Ursachen für Störungen der Nahrungsaufnahme bei Säuglingen und Kleinkindern.
Dabei stellen sie zugleich die enorme Bandbreite der therapeutischen Interventionen
dar, welche nicht nur, aber eben auch chirurgische Maßnahmen umfasst. Die hier aufgezeigten
Therapieansätze gelten mit gelegentlichen Einschränkungen auch im europäischen Versorgungssystem,
jedoch ist hier das ärztliche Behandlungsteam anders aufgestellt. So sind, abhängig
vom jeweiligen Zentrum und der Fokussierung der dortigen Ansprechpartner, die diagnostischen
und therapeutischen Maßnahmen auf mehrere Fachdisziplinen aufgeteilt: die Pädiater
bzw. Neonatologen selbst, Radiologen, Phoniater, HNO-Ärzte, MKG-Chirurgen, Gastroenterologen
und Pulmologen. Die Herausforderung an sich ist es, die Schluckstörung an sich zu
erkennen in ihrer Gefahr für den Atemweg und im interdisziplinären Ansatz einen Diagnostik-
und Therapieplan zu erstellen. Die Integration von nicht-ärztlichen Behandlern und
vor allem der Eltern hilft, ein alltagstaugliches, tragfähiges Behandlungskonzept
zu entwerfen, welches auch Komplikationen übersteht oder Therapiewechsel erklärt.
Eine kindliche Tracheotomie muss anders konzipiert sein als bei Erwachsenen, geübte
Schlucktherapeuten können auf Basis solider Diagnostik PEGs vermeiden und neue Modifikationen
der Mandibuladistraktion können Kleinkindern den Alltag erleichtern. Obwohl durch
die hohe Individualität der Fälle klassische Evidenz schwer zu erreichen ist, können
in einer intensiven interdisziplinären Kooperation auf diese Weise viele zuvor nicht
erhoffte Ergebnisse erreicht werden.
Armin Steffen, Lübeck