Pneumologie 2010; 64 - V355
DOI: 10.1055/s-0030-1251096

Streptococcus pneumoniae mit einer hohen Replikationsrate sind mit einem schweren Verlauf von ambulant erworbener Pneumonie assoziiert

MWR Pletz 1, D Rudolf 1, M van der Linden 1, L Hoy 1 T Welte 1, CAPNETZ Study Group
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Pneumologie

Hintergrund: Der klinische Verlauf einer Pneumonie hängt von Wirtsfaktoren, Pathogenitätsfaktoren (Virulenzfaktoren, Replikationsrate) und der Behandlung ab. Bis heute wurde der Einfluss der bakteriellen Replikationsrate auf die Pneumokokken-Pneumonie nicht in Studien untersucht.

Ziele: Wir haben die Replikationsrate von Pneumokokken-Isolaten aus Blut und Sputum von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie untersucht. Stämme und klinische Daten wurden vom deutschen Kompetenz-Netzwerk für ambulant erworbene Pneumonie CAPNETZ zwischen 2002 und 2006 gesammelt.

Methoden: Die Replikationsrate wurde als der maximale Anstieg der bakteriellen Wachstumskurve definiert. Für die Ermittlung der Wachstumskurven wurden drei unabhängige Versuche, jeweils im dreifachen Ansatz, durchgeführt und die optische Dichte bei 600nm bestimmt. Insgesamt wurden n=157 Isolate analysiert und abhängig von ihrer Replikationsrate in drei gleich große Gruppen geteilt. Anschließend wurden die klinischen Daten von Patienten untersucht, die mit schnell replizierenden Stämmen (n=52) und langsam replizierenden Stämmen (n=52) infiziert waren. Bei der statistischen Auswertung wurde der t-Test für metrische Variablen und der χ 2 oder Fisher's exact Test für kategoriale Variablen benutzt.

Ergebnisse: Patienten, die mit schnell replizierenden Stämmen infiziert waren, wurden häufiger stationär aufgenommen (75% vs. 58%), hatten öfter PSI Klasse IV oder V (38% vs. 20%, p<0,05), wiesen häufiger purulentes Sputum auf (85% vs. 71%, p<0,05), zeigten häufiger einen Wechsel der antibiotischen Therapie (39% vs. 23%, p<0,05) und die Mehrheit der Serotypen konnte den Serotypen der globalen Pneumokokken-Klone, die vom Pneumococcus Molecular Epidemiology Network (McGee et al. J Clin Microbiol 2001 Jul; 39(7):2565–71) definiert wurden, zugeordnet werden.

Fazit: Unsere Daten zeigen, dass die bakterielle Replikation einen Einfluss auf den klinischen Verlauf der Pneumokokken-Pneumonie hat.