Pneumologie 2010; 64 - P374
DOI: 10.1055/s-0030-1251145

Lassen sich spirometrische Referenzwerte in das fortgeschrittene Alter extrapolieren?

S Karrasch 1, K Ernst 1, J Behr 1, A Bergner 1, RM Huber 1, RA Jörres 1, D Nowak 1, A Peters 2, H Schulz 1
  • 1Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Klinikum der LMU München, Institute of Lung Biology and Disease, Helmholtz Zentrum München, Comprehensive Pneumology Center
  • 2Institut für Epidemiologie, Helmholtz Zentrum München, Comprehensive Pneumology Center

Einleitung: Zur Interpretation spirometrischer Messergebnisse sind adäquate Referenzwerte essenziell. Insbesondere für die ältere Bevölkerung liegen bislang jedoch nur spärlich Daten vor. Ziel der vorliegenden Studie war die Erhebung spirometrischer Referenzwerte für das höhere Alter sowie ein Vergleich mit jenen jüngerer Personen aus derselben Region.

Methoden: In einer Stichprobe der bayerischen Bevölkerung in der Region Augsburg (KORA; n=461) im Alter zwischen 65 und 90 Jahren wurden Spirometrien durchgeführt (Masterscreen, Cardinal Health, Höchberg). Die Ergebnisse wurden basierend auf den Referenzwerten der ERS (1993) berechnet. Über einen standardisierten Fragebogen wurden der Raucherstatus sowie das Vorliegen akuter und chronischer Lungenerkrankungen erfasst.

Ergebnisse: Für anamnestisch lungengesunde Nichtraucher (n=312; mittleres Alter: 76,3 Jahre) lag FVC% Soll bei 122,9±21,1, FEV1% Soll bei 117,6±22.3 sowie FEV1/FVC bei 75,0±7,4% (Mittel±SD). Die Volumina zeigten über die Altersspanne einen linearen Abfall. Für FVC ergab sich unadjustiert ein mittlerer Volumenabfall von 40ml/Jahr, für FEV1 von 37ml/Jahr und für FEV1/FVC ein Abfall von 1,1% in 5 Jahren, die Varianz von FEV1/FVC nahm mit dem Alter zu. Diese Daten stellen eine lineare Extrapolation der in der Vorgängerstudie (Alter 40–65 Jahre) gefundenen Beziehungen dar.

Diskussion: Die beobachtete altersabhängige Abnahme der Lungenvolumina rechtfertigt eine lineare Extrapolation der Werte für lungengesunde Erwachsene in das höhere Alter. Die Werte liegen dabei allerdings deutlich über den etablierten Referenzwerten der ERS.

Die Studie wurde gefördert durch BMBF-01 E T0713 (KORA-Age).