Pneumologie 2010; 64 - P182
DOI: 10.1055/s-0030-1251193

Akzelerierte Silikose als Differenzialdiagnose eines Lungengerüstprozesses

A Morresi-Hauf 1, KM Müller 2, J Oelker 2, A Tannapfel 2, G Heidrich 2, K Häußinger 2
  • 1Institut für Pathologie, Asklepios Fachkliniken München-Gauting
  • 2Asklepios Fachkliniken München-Gauting, Pneumologie

Einleitung:

Pneumokoniosen werden nach einer meistens bekannten beruflichen Staubexposition diagnostiziert. Sie können aber einen Überraschungsbefund darstellen.

Kasuistik:

Der 40-jährige Nichtraucher, Radsportler konsultierte einen Lungenfacharzt wegen Belastungsdyspnoe und Husten seit ca. 1 Jahr. Das CT zeigte einen zum Teil kleinknotigen, oberfeldbetonten Lungengerüstprozess beidseits. Es lag eine respiratorische Insuffizienz unter Belastung vor. Die Laborwerte waren weitgehend im Normbereich. Eine bei Verdacht auf eine Sarkoidose durchgeführte dreimonatige Kortisontherapie brachte kaum klinische oder radiologische Besserung.

Die transbronchiale Biopsie zeigte herdförmige perivaskuläre Ansammlungen von Makrophagen mit doppelbrechenden Partikeln Fremdmaterials im Zytoplasma. In der energiedispersiven Röntgen-Mikroanalyse (EDX) wurden siliziumhaltige Partikel gefunden. Eine gezielte Befragung ergab bei wechselnden beruflichen Tätigkeiten eine kurzfristige Betätigung als Sandstrahler mit intensiver Staubexposition vor ca. drei Jahren. Eine akzelerierte Silikose wurde diagnostisiert.

Diskussion:

Die Silikose ist die häufigste Pneumokoniose. Die chronische Form ist relativ symptomarm, kommt nach langjähriger Exposition vor und geht mit den typischen silikotischen Knötchen einher. In der akzelerierten Form treten ähnliche Veränderungen nach einer viel kürzerer Zeit auf, insbesondere bei intensiver Staubexposition wie bei Sandstrahlarbeiten. Das im vorliegenden Fall bioptisch erfasste histologische Bild entspricht einer frühen (zellulären) Phase der Entwicklung von silikotischen Knötchen und konnte unter Berücksichtigung des EDX-Befundes nosologisch eingeordnet werden.

Fazit:

Eine sorgfältige histologische Bearbeitung und Durchführung von Sonderuntersuchungen im Zusammenhang mit einer gezielten Anamnese sind äußerst wichtige Aspekte bei der Abklärung einer Pneumokoniose, insbesondere bei unklarer Berufsanamnese und ungewöhnlichen Verlaufsformen.